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Genitalverstümmelung : Lebenslanges Leiden

Uno will Gewalt bis 2030 stoppen

07.01.2019
2023-08-30T12:36:14.7200Z
2 Min

Der Tag wird als Fest gefeiert und soll den Übergang vom Mädchen zur Frau symbolisieren, doch er hat für die meisten Mädchen schlimme Folgen. Sie leiden ihr ganzes Leben unter einer Prozedur, die in vielen Ländern als kulturelle oder religiöse Tradition begründet wird: der sogenannten weiblichen Genitalverstümmelung (englisch: Female Genital Mutation - FGM).

Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit schätzungsweise 200 Millionen Frauen davon betroffen. Vor allem in Afrika, dort in 30 Ländern, aber auch in Asien (Malaysia, Indonesien) und in Ländern des mittleren Ostens (Oman, Jemen) ist die FGM sehr verbreitet. Die Hälfte der weltweit betroffenen Frauen lebt in Ägypten, Äthiopien und Indonesien. In Somalia, Guinea und Dschibuti sind mehr als 90 Prozent der Frauen beschnitten. Der Uno-Bevölkerungsfonds (UNFPA) betont, dass der Eingriff zwar als religiöse Vorschrift dargestellt werde, es dafür aber keine Grundlage gebe. Vielmehr sei die Praxis Jahrtausende alt und oft seien es ältere Frauen, die auf die Beibehaltung der Tradition beharren. Die Uno jedenfalls hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt und will die Praxis bis 2030 völlig stoppen.

Tödliche Gefahr Doch noch liegt das Ziel in weiter Ferne. Noch müssen sich Mädchen der FGM in ihren verschiedenen Varianten unterziehen. Diese reichen von ganz oder teilweiser Entfernung der Klitoris und/oder der Schamlippen bis hin zur Verengung oder Verschließung der Vagina. Die Folgen sind gravierend: Blutungen, Infektionen und extreme Schmerzen, beim Wasserlassen und beim Sex, gehören dazu. Es kann zu tödlichen Komplikationen bei Geburten und schweren seelischen Traumata kommen. Spaß beim Sex ist unter diesen Umständen fast unmöglich.

Aber es gibt Hoffnungszeichen: Im Jahr 2008 startete UNFPA zusammen mit Unicef eine Kampagne gegen FGM, die bisher schon mehr als drei Millionen Mädchen und Frauen vor Genitalverstümmelung schützen konnte und ihnen Zugang zu spezieller medizinischer Versorgung ermöglichte. 21.000 Dorfgemeinschaften in 15 Ländern mit zusammen rund 31 Millionen Menschen haben sich nach UNFPA-Angaben öffentlich verpflichtet, die grausame Praxis zu stoppen.

Immer mehr Betroffene Und in Deutschland? Auch hier leben schätzungsweise 50.000 von FGM betroffene Frauen und bis zu 6.000 von ihr bedrohte Mädchen unter 18 Jahren. Laut einer Studie, die das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2017 vorstellte, stieg die Zahl der betroffenen Mädchen und Frauen durch Zuwanderung seit Ende 2014 um knapp 30 Prozent.

Weibliche Genitalverstümmelung ist nach deutschem Recht strafbar - auch im Ausland. Um Verstöße im Ausland zu erschweren, hat der Bundestag Ende 2016 eine Änderung des Passgesetzes beschlossen. Wer mit Mädchen und Frauen ins Ausland reisen will, um dort eine Genitalverstümmelung vornehmen zu lassen, dem droht der Entzug des Passes. Dies soll sogenannte "Ferienbeschneidungen" verhindern, wofür in Deutschland lebende Familien in den Ferien in ihre Herkunftsländer reisen, um dort die Prozedur machen zu lassen. Empirische Belege zur Wirksamkeit des Gesetzes gibt es bisher nicht.