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Vor 30 Jahren... : Honeckers Erbe

21.10.2019
2023-08-30T12:36:28.7200Z
1 Min

24.10.1989: Egon Krenz gewählt. Mitte Oktober, so berichteten mehrere Medien, feierten in Berlin 350 Menschen den 70. Gründungstag der DDR. Mit dabei: Egon Krenz. Für den heute 82-Jährigen steht nun ein weiterer Jahrestag an. Am 24. Oktober 1989 wurde der damalige SED-Generalsekretär von der Volkskammer zum Staatsratsvorsitzenden und Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungsrates gewählt. Nach dem Sturz Erich Honeckers einige Tage zuvor waren damit wieder die höchsten Ämter der DDR in einer Hand. Eine Premiere gab es dennoch: Waren Wahlen in der Volkskammer früher stets einstimmig ausgefallen, votierten bei der Wahl Krenz' zum Staatsratsvorsitzenden 26 der 500 Abgeordneten gegen ihn, weitere 26 enthielten sich. Auch bei der Wahl zum Chef des Nationalen Verteidigungsrates gab es Gegenstimmen. Die Volkskammersitzung fand ohne Aussprache statt, lediglich Krenz hielt eine 40-minütige Antrittsrede, in der er Reformen andeutete. Im Anschluss nahm er ein "Bad in der Menge": 100 Bürgern vor dem Palast der Republik versprach er, er traue sich die große Aufgabe zu. Großes Vertrauen schienen die Menschen aber nicht mehr ins Regime zu haben: Noch am selben Abend demonstrierten in Ost-Berlin 12.000 gegen Krenz. Bonn reagierte mit einem Glückwunschtelegramm auf die Wahl. Kanzler Helmut Kohl (CDU) sprach sich darin für den "Ausbau von Dialog und Zusammenarbeit" zwischen den beiden Staaten aus. Dazu kam es nicht mehr: Nach dem Mauerfall im November traten Anfang Dezember Krenz und die DDR-Führung zurück. Benjamin Stahl