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Ortstermin: Doppelausstellung im Mauer-Mahnmal : Bilder der deutschen Zeitgeschichte

Barbara Klemms Fotografien aus der Wendezeit treffen im Berliner Marie-Elisabeth-Lüders-Haus auf Gemälde und Collagen ihres Vaters Fritz Klemm.

09.03.2020
2023-09-18T12:22:24.7200Z
2 Min

Volle Straßen rund um die Berliner Siegessäule, Jubel bei der Öffnung des Brandenburger Tors, Menschen, die auf der Mauer sitzen und feiern - es sind Szenen wie diese, die die Fotografin Barbara Klemm 1989 und 1990 mit ihrem Auge und ihrer Kamera eingefangen hat.

Rund 30 Jahre nach dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung machen diese und weitere Schwarz-Weiß-Fotografien von Klemm für vier Monate Halt im Berliner Mauer-Mahnmal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus des Bundestags. Dort, zwischen Original-Mauerstücken, auf die Jahreszahlen mit der Zahl der Maueropfer gepinselt sind, wird der damalige unter- und oberirdische Verlauf der Mauer dargestellt und an die Mauertoten erinnert.

Vergangene Woche eröffnete Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) die Ausstellung. Diese sei als Hommage zum 80. Geburtstag Klemms zu verstehen. "Sie haben Ereignisse als Bilder festgehalten, die sich in den Köpfen festgesetzt haben und Kino im Kopf auslösen, weil wir uns darin wiederfinden", sagte Schäuble an Klemm gerichtet. Aus den Bildern spreche ein eigensinniger Blick, eine Perspektive, die nicht nur dokumentieren wolle, so Schäuble. Er betonte, dass es in einer sich immer stärker ausdifferenzierenden Gesellschaft die vereinende Kraft von Bildern mehr denn je brauche.

Barbara und Fritz Klemm teilen sich Ausstellungsfläche

Barbara Klemm wurde im Dezember 1939 in Münster geboren und arbeitete von 1970 bis 2005 als Redaktionsfotografin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im Feuilleton und Politikressort. "Für mich war ganz klar, dass zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung auch Bilder davon hier in diesem Raum zu sehen sein müssen", sagte die Künstlerin bei der Ausstellungseröffnung. Der zweite Foto-Zyklus im Mahnmal zeigt Klemms Fotografien von Kunstbetrachtern in berühmten Kunstmuseen. Dies sei gewollt, erklärte der Kurator der Kunstsammlung des Bundestages, Andreas Kaernbach: "Neben den Bildern von erlittener Geschichte, die voller Dynamik sind, steht plötzlich Stille. Dort ist das Museum die Bühne."

Doch die Ausstellung birgt noch einen weiteren Teil: Barbara Klemms Wunsch war es, sich die Ausstellungsfläche mit ihrem Vater, dem Maler Fritz Klemm (1902-1990), zu teilen. Dessen Gemälde und Collagen sind von Reduktion und Konzentration geprägt: "Seine Bilder bilden nicht etwas ab, sondern sind Aktionskunst", sagte Kaernbach. Die beiden Künstler eine die Konzentration auf das Wesentliche. Das fand auch die Tochter: "Wir beide funktionieren in diesem Raum ganz wunderbar, jeder auf seine eigene Art", sagte Barbara Klemm. Begleitet wurde die Ausstellungseröffnung vom Rias-Kammerchor Berlin, der das Mahnmal mit Stücken des estnischen Komponisten Arvo Pärt ausfüllte. "Die Musik ist minimalistisch. Aber sie hat eine maximale Wirkung wie die Arbeiten des Vaters und sie ist eingängig wie die Fotos der Tochter", betonte Bundestagspräsident Schäuble.

Die Ausstellung kann noch bis zum 5. Juli 2020 im Mauer-Mahnmal (Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, Eingang am Spreeufer) von Dienstag bis Sonntag (11 bis 17 Uhr) besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.