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Bau : Vor der Revolution

Abgeordnete diskutieren über Digitalisierung

09.03.2020
2023-08-30T12:38:14.7200Z
2 Min

Für den FDP-Abgeordneten Daniel Föst hinkt die deutsche Baubranche in puncto Digitalisierung anderen Ländern nicht nur hinterher. "Im Grunde genommen bauen wir noch wie die alten Römer", sagte er am Donnerstag und rief im Bundestag zu einer "digitalen Revolution" auf. Wie die ablaufen könnte, hat sich seine Fraktion mit zwei Anträgen (19/14026, 19/17539) überlegt: Ein konsequentes Umstellen auf digitale Verfahren wie Building Information Modeling (BIM), allen voran bei Hochbauten des Bundes, ein Abbilden von Planungen in Blockchains. So würden Prozesse effizienter, billiger und transparenter. Es gehe um eine neue Denkart am Bau und bei Großprozessen, sagte der Abgeordnete Mario Brandenburg.

BIM-Initiative Die wollen auch CDU/CSU und SPD erreichen - freilich auf ausgewiesenen Pfaden. Mit ihrer BIM-Initiative schaffe die Bundesregierung ein Zentrum für Digitalisierung im Bauwesen, sagte der neue Parlamentarische Bau-Staatssekretär Volkmar Vogel (CDU). BIM Deutschland fördere dabei einen offenen Ansatz, also einen Austausch von Daten auf Basis offener Standards. Die Fraktionen hatten ihre Vorstellungen ebenfalls in einen Antrag (19/14341) gefasst. Vogel hob besonders die notwendige Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen bei der Digitalisierung hervor. Der Bundesbau wirke hier zusätzlich als Vorreiter und Vorbild.

Elisabeth Kaiser (SPD) bekräftigte, nur wenn BIM von allen, also auch kleineren Firmen, verwendet werde, könne es Potenzial entfalten. Wichtig seien für eine spartenübergreifende Zusammenarbeit einheitliche Normen, dies müsse über nationale Grenzen hinaus verdeutlicht werden.

Die anderen Oppositionsfraktionen stellten sowohl die Ursachenanalyse als auch die Mittelwahl der anderen in Frage. Für Jörn König (AfD) hat die Bundesregierung das digitale Zeitalter verschlafen. Fehlentwicklungen bei Großprojekten seien zugleich auf Politikversagen zurückzuführen. Blockchain wiederum eignet sich seiner Ansicht nach besser für die Steuerpolitik, da Vorgänge so transparent, sicher und günstig abgebildet werden könnten.

Auch die Abgeordnete der Linken, Petra Sitte, äußerte sich zurückhaltend zur Blockchain-Frage. Das System eigne sich hervorragend für Transaktionen, ansonsten aber sei erst einmal zu prüfen, ob bewährte Techniken zur Problemlösung ausreichten. Sitte machte vor allem die schlechte Personalausstattung in Behörden für Probleme bei Großprojekten verantwortlich. Entsprechend forderte sie öffentliche Investitionen mit einer am Gemeinwohl orientierten Strategie, und zwar technologieoffen. Daniel Bayaz (Grüne) argumentierte in eine ähnliche Richtung. Es müssten sichtbare Ergebnisse für die Bürger herauskommen, sagte er. Bei vielen Herausforderungen gehe es um politische Themen, die man unmittelbar anfassen könnte. Der Koalitions-Antrag wurde angenommen, einer der FDP abgelehnt. Der FDP-Vorstoß zu Blockchain wird im Bauausschuss weiter beraten

Den Vergleich mit den Römern nahm der Philipp Amthor (CDU) gegen Ende der Debatte übrigens als Kompliment auf. So schlecht könnten die Meister damals nicht gebaut haben, sagte er. Schließlich habe manches Viadukt bis heute Bestand. pez