Piwik Webtracking Image

GESCHICHTE : Die Französische Revolution auf der Insel

In der Debatte um die Umwälzungen treten moderner Konservatismus sowie Feminismus auf

14.04.2020
2023-08-30T12:38:16.7200Z
2 Min

Dass 1789 in Frankreich die Massen aufstanden, um die monarchischen Verhältnisse zum Tanzen zu bringen, wurde auch in England aufmerksam verfolgt. Auf der Insel hatte man über die Jahrhunderte seine Erfahrungen mit der Monarchie gesammelt und in blutigen Konflikten Rechte des Adels und Recht der Bürger gesichert. Die "Magna Charta" von 1215, die "Petition of Rights" von 1628, die Habeas-Corpus-Akte von 1679 und die "Bill of Rights" von 1689 gehören zu den historischen Meilensteinen der Entwicklung von politischen Freiheits- und Bürgerrechten - und entfalteten schon seinerzeit globale Wirkung. So in den amerikanischen Kolonien, die sich - no taxation without representation - 1776 für unabhängig erklärt hatten, so auch in Frankreich. Doch sowohl in den USA mit der Unabhängigkeitserklärung als auch in Frankreich mit der Erklärung der Menschenrechte von 1789 hatte man diese Ideen radikal weitergedacht. Es bestand Diskussionsbedarf im Königsreich.

Positiv aufgenommen Die Revolution in Frankreich fiel bei britischen Intellektuellen der Zeit zunächst auf breite Zustimmung. Der walisische Philosoph Richard Price (1723-1791), der schon die amerikanische Unabhängigkeit positiv begleitet hatte, sah in den Umwälzungen eine Fortsetzung der Glorious Revolution von 1688 und rechtfertigte die radikale Absetzung des Königs.

Das sah Edmund Burke (1729-1797) gänzlich anders. Der irisch-britische Politiker, langjähriges Mitglied des Unterhauses für die liberalen Whigs, nahm die Ausführungen von Price zum Anlass mit seinen "Betrachtungen über die Französische Revolution" (1790) eine harte Attacke gegen die Revolutionsfreunde diesseits und jenseits des Kanals zu fahren. Sein Werk gilt als grundlegend für den modernen politischen Konservatismus, argumentiert Burke - im Gegensatz zu reaktionären Denkern der Gegenaufklärung - doch aus einem vergleichsweise fortschrittlichen Verständnis von Staatlichkeit. Sehr kritisch sah Burke das abstrakte Prinzip der Menschrechte, dem er die historisch gewachsenen und verbrieften "Rights of Englishmen" gegenüberstellt. So liest Burke die Glorious Revolution nicht als radikale Umwälzung - immerhin wurde ein König abgesetzt - sondern als Rückbesinnung auf althergebrachte Rechte der Engländer.

Feministische Kritik Burke löste eine produktive Kontroverse aus. Thomas Paine (1737-1809) erwiderte 1791 leidenschaftlich in "The Rights of Man" - und empfahl unter anderem, die englische Verfassung zu verschriftlichen (siehe auch Text oben). Ebenfalls zur Feder griff Mary Wollstonecraft (1759-1797). Nach einem ersten Buch zur Verteidigung republikanischer Prinzipien legte die englische Schriftstellerin 1792 ihren Finger in eine ziemlich klaffende Wunde: Bei aller aufklärerischer, vor allem von Männern geführten Diskussion über die "Rights of Man" wurden die Frauen vergessen. Ihre einflussreiche "Verteidigung der Rechte der Frau" gilt damit als eine der ersten feministischen Schriften in Europa. Doch auch in Großbritannien durften - trotz diverser Königinnen - Frauen erst 1918 an die Urne. scr