Piwik Webtracking Image

Vor 45 Jahren... : Streit unter Schwestern

02.06.2020
2023-08-30T12:38:18.7200Z
1 Min

19.6.1975: Kohl wird Kanzlerkandidat. Es bleiben nur noch einige Monate Zeit, bis sich die Union auf eine Kanzlerkandidatin oder einen Kanzlerkandidaten einigen muss. Dass der Posten aus den Reihen der CDU besetzt wird, scheint nicht in Stein gemeißelt: Immer wieder wurde zuletzt auch CSU-Chef Markus Söder ins Spiel gebracht. Diskussionsbedarf in der Kanzlerfrage hat es bei den Schwesterparteien immer wieder gegeben. So auch 1975: Am 19. Juni wurde Helmut Kohl (CDU) zum Kanzlerkandidaten gekürt. Auch Gerhard Stoltenberg, CDU-Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, hatte Ambitionen. Vor allem aber Franz Josef Strauß (CSU) hatte sich für den besseren Herausforderer von Kanzler Helmut Schmidt (SPD) gehalten.

Bis spät in die Nacht tagten die beiden Parteipräsidien an jenem 19. Juni 1975, bis man sich zwar auf Kohl einigte, aber dafür einen Seitenhieb der CSU auf den Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz in Kauf nahm: In einem gemeinsamen Nominierungskommuniqué hieß es, dass die CSU Kohl unterstützen würde, Strauß aber der "geeignete Kandidat" sei. Bei der Bundestagswahl 1976 holte die Union mit mehr als 48 Prozent das zweitbeste Ergebnis ihrer Geschichte, verpasste jedoch knapp die absolute Mehrheit und landete wieder in der Opposition. Schmidt blieb Kanzler der sozialliberalen Koalition, Kohl wechselte als Oppositionsführer nach Bonn. Strauß bekam bei der Bundestagswahl 1980 seine Chance als Kanzlerkandidat, scheiterte aber ebenfalls an Schmidt, den Kohl 1982 dann doch noch ablöste. Benjamin Stahl