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Vor 45 Jahren... : Lauschangriff auf Traube

21.12.2020
2023-08-30T12:38:28.7200Z
1 Min

30.12.1975: Verfassungsschutz startet "Operation Müll" Ein hochrangiger Atomphysiker mit Zugang zu Kernkraftanlagen und gefährlichem Material wie Plutonium steht in Kontakt mit Terroristen, denen jede Art von Anschlägen zugetraut wird. Was wie der Plot für einen James-Bond-Film klingt, war 1975 ein konkreter Verdacht des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV). Der ins Visier geratene Atomwissenschaftler war der 47-jährige Klaus Robert Traube, Geschäftsführer der Siemens-Tochter Interatom, der in Verbindung zur RAF gestanden haben soll. Am 30. Dezember 1975 startete daher das BfV mit Wissen von Bundesinnenminister Werner Maihofer (FDP) und mithilfe des BND die "Operation Müll".

In der Nacht verschafften sich die Agenten Zutritt zu Traubes Haus bei Köln, brachten an dessen Schreibtisch eine batteriebetriebene Wanze an und fotografierten persönliche Unterlagen. Die Aktion war nicht von einem Richter genehmigt und somit verfassungswidrig. Ergebnisse lieferte der illegale Lauschangriff keine, nach einigen Monaten wurde die Abhörtechnik - erneut heimlich - wieder abgebaut. Erst rund ein Jahr später kam das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" an Informationen über den Fall und deckte ihn im Februar 1977 auf. Der Verdacht gegen Traube, inzwischen aus Sicherheitsgründen entlassen, wurde ausgeräumt. Innenminister Maihofer verlor zwar politisch an Rückhalt, blieb aber vorerst im Amt. Im Juni 1978 trat er zurück, allerdings mit Verweis auf Fahndungspannen während der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer durch die RAF. Benjamin Stahl