Zweiter Weltkrieg Ian Kerhaw über die schicksalhaften Weichenstellungen in den Jahren 1940/41
Gelungene Geschichtsschreibung kann auch am Küchentisch ihren Anfang nehmen. So war es im Fall von "Wendepunkte. Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg" des britischen Historikers Ian Kershaw. Der Filmproduzent Laurence Rees war zu Besuch beim gefeierten Hitler-Biografen Kershaw. Die beiden Herren unterhielten sich beim Tee, als Rees bemerkte: "1941 war das folgenreichste Jahr der…
Militarismus Verhängnisvolle deutsche Traditionslinien
Es war nur folgerichtig, dass Adolf Hitler kurz vor seinem Selbstmord am 29. April 1945 Großadmiral Karl Dönitz zu seinem Nachfolger ernannte. Bereits in den Monaten zuvor hatte Hitler Marineoffiziere zu Kommandanten der verbliebenen Festungen an der Atlantikküste ernannt. Die Marine schien der beste Garant für die Parole "Siegen oder untergehen". Ganz in diesem Sinne hatte Kapitän zur See…
"Niemand beginnt einen Krieg - oder vielmehr niemand sollte vernünftigerweise einen Krieg beginnen -, ohne sich zunächst darüber klar zu werden, was wer mit diesem Krieg erreichen will und wie er ihn führen will." Als der spätere US-Außenminister Colin Powell diese Zeilen in einer 1976 erstmals ins Englische übersetzten Edition des Buches "Vom Kriege" las, hatte er eine Erklärung für den…
Generationen von Schülern schwitzten über den Persischen und den Punischen Kriegen, über Alexanders Eroberungsfeldzügen und über Caesars Gallischem Krieg. Die Antike scheint eine einzige Abfolge von militärischen Konflikten - selbst die europäische Literaturgeschichte leutete Homer mit seiner "Ilias" waffenklirrend ein. Leonhard Burckhardt, Althistoriker an der Universität Basel, führt…
Bundeswehr Politik und Gesellschaft tun sich schwer mit dem Gedenken an die gefallenen Soldaten
Es ist ein nüchternes Fazit, das der Politolge Herfried Münkler zieht: die deutsche Gesellschaft könne mit den in Auslandseinsätzen der Bundeswehr getöteten Soldaten lediglich "umgehen, indem sie diese vergisst und verdrängt". Das erinnernde Gedenken an diese Soldaten aber stehe "quer zu ihrem Selbstverständnis". Münkler ist einer von 13 Autoren, die an dem Sammelband "Bedingt…
Auslandseinsätze Eine harsche Kritik an der deutschen Sicherheitspolitik
Mit den zunehmenden Anschlägen auf deutsche Soldaten in Afghanistan wachsen die Zweifel am Sinn der Auslandseinsätze, weil fast alle seit 1993 - von Somalia bis zum Kongo - entweder zu spät oder erst auf Drängen anderer zustande kamen. In der Regel waren sie auch zu teuer und im Ergebnis fast immer nutzlos. Zu oft fielen nach Abzug der Soldaten die betroffenen Länder wieder zurück ins Chaos.…
AUSSENPOLITIK Eine detaillierte Studie über die rot-grünen Regierungsjahre
Viel Zeit zum Einarbeiten blieb der rot-grünen Regierung nach ihrer Wahl 1998 nicht. Noch bevor Gerhard Schröder und Joschka Fischer als Kanzler beziehungsweise Außenminister vereidigt wurden, reisten sie zu einem Treffen mit dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton nach Washington. Auf der außenpolitischen Agenda drängte besonders ein Thema: Der ethnische Konflikt im Kosovo, der seit dem…
Politik und Militär Helmut Schmidt und die Atomwaffen
In der Bundesrepublik Deutschland wie in jedem demokratischen Verfassungsstaat sind es die Politiker, nicht aber die Soldaten, welche die Verantwortung für Frieden und Krieg zu tragen haben." Dieser Satz klingt wie eine Selbstverständlichkeit. Doch wenn Helmut Schmidt sein Vorwort zu Detlef Balds Buch "Politik der Verantwortung" mit diesem Satz ausklingen lässt, dann lässt er erahnen, dass…
Roman Eine Aufarbeitung des Völkermords in Ruanda
Heute steht fest, es waren eine Millionvierundsiebzigtausend undsiebzehn Menschen, Tutsis und gemäßigte Hutus, die während des Völkermords 1994 in Ruanda getötet worden sind. Zehntausend an jedem Tag. So war das. Vierhundert in jeder Stunde. So war das. Sieben Ermordete in jeder Minute. Während einhundert Tagen." Die Bilanz des Grauens ist erschütternd. Es sind jedoch nicht nur die Zahlen…