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Unterschätztes Parlament

Bundestag Einsichten von Außen und Innen

23.02.2009
2023-08-30T11:23:47.7200Z
2 Min

Gute Einführungsliteratur zum einzigen direkt vom Volk legitimierten Verfassungsorgan gibt es reichlich. Ein Verlag muss sich deshalb schon etwas einfallen lassen, wenn er mit einer weiteren Kompakt-Darstellung zur Funktion und Arbeitsweise des Parlaments auffallen möchte. Der Wochenschau-Verlag hat nun mit seinem schmalen Band "Der Deutsche Bundestag" einen durchaus interessanten und eher seltenen Ansatz gewählt.

Der Band bietet mit dem Beitrag des renomierten Politologen Wolfgang Ismayr nicht nur einen wissenschaftlichen Blick auf den Deutschen Bundestag im politischen System der Bundesrepublik, sondern er lässt auch aktive und ehemalige Insider aus dem Politik- und Verwaltungsbetrieb unter der Reichstagskuppel zu Wort kommen. An erster Stelle ist Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) zu nennen, der darüber klagt, dass das deutsche Parlament im Ausland über eine offensichtlich bessere Reputation verfüge als im eigenen Land. Sein Parlamentarier-Kollege Kai Gehring gewährt einen Einblick in die unterschiedlichen Erfahrungen eines jungen und neu gewählten Abgeordneten und fordert zugleich neue Wege, um den - dringend notwendigen - Nachwuchs für die parlamentarische Demokratie zu gewinnen. Der 1977 geborene Grünen-Politiker ergatterte erstmals 2005 seinen Sitz im Bundestag.

Der Verwaltungswissenschaftler Wolfgang Zeh, er war von 2002 bis 2006 Direktor beim Deutschen Bundestag, bietet einen guten Überblick über die verfassungsrechtliche und politische Organisation des Bundestages. Uli Schöler und Thomas von Winter beleuchten schließlich einen Bereich des Parlamentslebens, der in der Öffentlichkeit kaum Beachtung findet: die Wissenschaftlichen Dienste. Diese sollen den Abgeordneten zur Seite stehen bei der Bewältigung der täglichen Informationsflut. Die beiden Autoren sind Parlamentsprofis, Schöler leitet die Abteilung Wissenschaft und Außenbeziehung des Bundestages, von Winter ist Referent im Sekretariat des Gesundheitsausschusses.

Die Stärke des Buches - die Präsentation der Binnensicht - ist naturgegeben aber auch eine Schwäche. All zu selbstkritische Töne darf der Leser nicht erwarten.

Uwe Andersen (Hg):

Der Deutsche Bundestag. Eine Einführung.

Wochenschau-Verlag,

Schwalbach 2009; 155 S., 9,80 €