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Aus Plenum und Ausschüssen : Transgenes Saatgut dient kaum der Ernährungssicherung

27.04.2009
2023-08-30T11:23:55.7200Z
3 Min

FORSCHUNG

Der Anbau transgener Saatgutsorten spielt nach einem Bericht des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB-Büro) für die Ernährungssicherung oder für lokale Märkte in Entwicklungs- und Schwellenländern kaum eine Rolle. Das sagte Arnold Sauter vom TAB-Büro bei der Vorstellung des Berichts "Transgenes Saatgut in Entwicklungsländern - Erfahrungen, Herausforderungen, Perspektiven" am 22. April im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Der Anbau habe auf den Aspekt der Ernährungssicherung nur indirekten Einfluss. "Wenn Kleinbauern in Indien oder China mit dem Anbau von transgenem Saatgut ihr Einkommen erwirtschaften, dann können sie sich ernähren", sagte Sauter. Angebaut würden aber fast keine Nahrungsmittel, sondern beinahe ausschließlich die sogenannten Cash Crops, landwirtschaftliche Produkte, die in großen Mengen hergestellt werden, wie beispielsweise Soja und Baumwolle.

Die volkswirtschaftliche Bedeutung dieser Pflanzen, die zu Futtermitteln oder zu Textilien verarbeitet und exportiert werden, sei teilweise groß. In China sei die Baumwolle das "wertmäßig wichtigste landwirtschaftliche Produkt" und werde zu 70 Prozent aus transgenen Sorten gewonnen. In Brasilien sei zu 65 Prozent aus transgenen Sorten angebautes Soja das zentrale landwirtschaftliche Produkt und mache rund zehn Prozent am Gesamtexport des Landes aus, sagte Sauter.

Der TAB-Bericht untersucht neben der Frage nach dem allgemeinen Nutzen transgenen Saatguts für Entwicklungs- und Schwellenländer auch die ökonomischen Resultate sowie ökologische und soziale Folgen für Brasilien, Chile, China und Costa Rica. Danach sei in Brasilien eine "immer stärkere Weltmarktorientierung der Landwirtschaft" zu erkennen, die die Kleinbetriebe schwäche. "Das bezieht sich aber nicht nur auf den Sojaanbau mit transgenem Saatgut", sagte Sauter. Allgemein befördere der großflächige Sojaanbau einen Verdrängungseffekt. In Brasilien werde ferner über die Gefährdung der gentechnikfreien landwirtschaftlichen Produktion sowie über den Einfluss der Gentechniklobby diskutiert. Auch der TAB-Bericht stellt für Brasilien einen großen Einfluss multinationaler Biotechnologie- und Saatgutunternehmen auf Forschungsaktivitäten und den Saatgutmarkt fest. In Costa Rica habe dagegen der Einfluss gentechnikkritischer Nichtregierungsorganisationen zugenommen.

Eine Gesamtbewertung, wie sich der Einsatz transgenen Saatguts auf die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Strukturen in Entwicklungsländern auswirkt, sei weder möglich noch sinnvoll, erklärte Sauter. So sei etwa zu den betriebs- und volkswirtschaftlichen Effekten, wie den Erträgen und Gewinnen, die Datenlage wider Erwarten schwach und lasse nicht einmal auf nationaler Ebene der einzelnen Länder eine abschließende Bewertung zu.

Einige resümierende Folgerungen "über charakteristische Merkmale der Situation, zu Wissenslücken und besonderen Streitpunkten der Debatte in den betroffenen Ländern" seien aber möglich. Unter anderem könne man aus dem Vergleich der Fallstudien ablesen, dass in Südamerika im wesentlichen große landwirtschaftliche Betriebe transgenes Saatgut nutzen, während es insbesondere in China und Indien eher von kleineren und mittleren Betrieben angebaut werde - in China sind es sieben Millionen, in Indien vier Millionen Kleinbauern, die eine insektenresistente Baumwollsorte anbauen. Der Nutzen transgenen Saatguts für Entwicklungs- und Schwellenländer ist nach Sauters Meinung auch in Bezug auf das Spektrum der Pflanzenarten, Sorten und Eigenschaften begrenzt, da die weltweit agierenden Firmen nicht spezifisches transgenes Saatgut für einzelne Länder produzierten. Ob gentechnisch veränderte Pflanzen künftig "nachhaltige, regional angepasste Optionen für unterschiedlich entwickelte Agrarwirtschaften bieten" könnten, lasse sich derzeit nicht beantworten.