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Machtvoller Herrenclub

Kurzbiografien Die 44 amerikanischen Präsidenten

15.06.2009
2023-08-30T11:23:59.7200Z
2 Min

Hätte sich Hillary Clinton im vergangenen Jahr bei den "primaries", den Vorwahlen zur amerikanischen Präsidentschaftswahl gegen Barack Obama durchsetzen können, so hätte erstmals das Porträt einer Frau diesen Band geschmückt. Doch mit der Wahl Obamas zum 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika kann Herausgeber Christof Mauch auch weiterhin einen machtvollen Herrenclub präsentieren: von George Washington, der die Geschicke der gerade neu enstandenen Nation von 1789 bis 1797 führte, bis Obama, der am 20. Januar 2009 sein Amt antrat.

Eine neue Ära

Historisches kann die fünfte Auflage des lesenswerten Sammelbands trotzdem vermelden. "Nach 250 Jahren der Sklaverei und einem weiteren Jahrhundert legaler Rassentrennung und politischer Entrechtung schwarzer Bürger im Süden der USA" hat "eine neue Ära der amerikanischen Geschichte begonnen", kommentiert Britta Waldschmidt-Nelson, Dozentin für Amerikanische Kulturwissenschaften, den Einzug des ersten Afroamerikaners ins Weiße Haus.

Die fachkundigen Autoren bemühen sich, ausgewogene und diffenrenzierte Bilder der US-Präsidenten zu zeichnen - fernab von den beliebten Klischees wie dem des schießwütigen Cowboys Ronald Reagan oder dem des notorischen Weiberhelds Bill Clinton. Sie drücken sich allerdings auch nicht um klare Positionen, wenn es darum geht, Erfolge und Misserfolge, Leistungen und Versäumnisse beim Namen zu benennen.

Es verwundert nicht, dass Bernd Schäfer die Amtszeit von Obamas Vorgänger extrem nagativ bilanziert. Es scheine Konsens zu sein, dass George W. Bush zu den "schwächsten und enttäuschendsten" Präsidenten in der amerikanischen Geschichte gehört. Allerdings mahnt der Historiker auch, dass eine langfristige historische Analyse seiner Amtszeit letztlich von der weiteren Entwicklung im Irak abhängt. Dieser Einwand ist bei aller berechtigter Kritik an Bush angebracht. Auch der stramm antikommunistische und auf militärischer Stärke beruhende außenpolitische Kurs Reagans wurde in späteren Jahren, nach dem Zusammenbruch des Ostblocks, deutlich positiver bewertet als während seiner Amtszeit.

Christof Mauch:

Die amerikanischen Präsidenten.

Verlag C.H. Beck, München 2009; 518 S., 19,90 €