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Im Land der Chöre

Musik Mehr als zwei Millionen Bürger singen in Gemeinschaft

22.02.2010
2023-08-30T11:25:48.7200Z
2 Min

Wo man singt, da lass dich nieder! Schon dieses alte Sprichwort - wie fast alle, die sich auf Musik beziehen - assoziiert Positives mit Musik und Gesang. Auch Künstler und Intellektuelle verschiedener Epochen waren sich einig: Die Wirkung von Musik ist unvergleichlich. Für Arthur Schopenhauer war sie die mächtigste Kunst - und die menschliche Stimme das reinste und individuellste Instrument. Kein anderes ruft so starke Emotionen hervor und kann im Verbund geradezu berauschend wirken.

In Deutschland hat gemeinschaftliches Singen eine lange Tradition: "Die Entwicklung des deutschen Laienchorwesens lässt sich bis ins Jahr 1809 zurückverfolgen, als Carl Friedrich Zelter in Berlin mit der Liedertafel den ersten Männerchor gründete", erklärt Günter Ziesemer von der Stiftung Dokumentations- und Forschungszentrum des Deutschen Chorwesens in Feuchtwangen. Vorher hatte es lediglich kirchliche Chöre gegeben. Die weitere Entwicklung des Chorwesens ging rasend schnell: Hatte die erste Liedertafel noch aus 25 Sänger-Pionieren bestanden, gründete sich 1862 der Deutsche Sängerbund, in dem 1865 bereits 55.000 Sänger organisiert waren. "Dieser war national geprägt", meint Chorforscher Günter Ziesemer. "Das Singen sollte auch ein vereintes Deutschland fördern."

Heutzutage wird weniger aus politischer Motivation, sondern vielmehr aus reiner Freude gesungen. Trotzdem ist die Zahl der Chöre und Sänger stetig gestiegen. Das Musikinformationszentrum des Deutschen Musikrats verzeichnet insgesamt rund 21.000 weltliche Laienchöre mit mehr als 1,7 Millionen Mitgliedern. Hinzu kommen 26.000 Kirchenchöre mit 650.000 Mitgliedern. Im Jahr 2005 förderte der Bund Chorprojekte von gesamtstaatlicher Bedeutung mit 3 Millionen Euro, die Bundesländer investierten 25 Millionen Euro und die Kommunen 75 Millionen Euro, die entweder institutionell - das heißt für feste Chöre vor Ort - oder projektbezogen verteilt wurden. Dieses Engagement hat seinen Grund: Außer den Opernchören und sieben Rundfunkchören gibt es in Deutschland keine Berufschöre. Die jährlich 300.000 Konzerte vor rund 60 Millionen Zuhörern wären ohne eine zivilgesellschaftliche Singbewegung undenkbar, bedeutende musikalische Werke der Vergangenheit und der Gegenwart würden in Vergessenheit geraten.