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Jung, weiblich, ostdeutsch

STATISTIK In der Volkskammer dominierten die Akademiker

15.03.2010
2023-08-30T11:25:51.7200Z
2 Min

Nicht nur über die damalige Bundesministerin Angela Merkel (CDU) wurde in den 1990er Jahren bisweilen gelästert, sie verdanke ihren Aufstieg in erster Linie dem Umstand, der dreifachen Quotenvorgabe "jung, weiblich, ostdeutsch" zu entsprechen. Etwas eingeschränkt passen diese Attribute auch auf die freigewählte Volkskammer, die im Vergleich zum damaligen Bundestag zumindest jünger und weiblicher war und - naturgemäß - mehr Ostdeutsche aufzuweisen hatte als das Bonner Parlament: Während in der Volkskammer gut jedes fünfte Mandat von einer Frau (20,5 Prozent) wahrgenommen wurde, saß im Bundestag zu Beginn der 11. Wahlperiode 1987 bei einem Frauenanteil von 15,4 Prozent nicht mal auf jedem sechsten Stuhl eine Parlamentarierin. Auch betrug der Anteil der Abgeordneten unter 40 Jahren in der Volkskammer 1990 immerhin 28,6 Prozent, während ihre Altersgenossen im Bundestag zu Beginn der 11. Wahlperiode 1987 nur auf 11,4 Prozent kamen.

41,8 Jahre im Durchschnitt

Von den 400 Mitgliedern der Volkskammer waren 17 jünger als 30 Jahre und 97 im Alter zwischen 30 und 39 Jahren. Die 40- bis 49-Jährigen stellten 176 Abgeordnete; 50 bis 59 Jahre alt waren 94 Parlamentarier und 16 im Alter von 60 bis 64 Jahren. Damit kam die Volkskammer auf ein Durchschnittsalter von 41,8 Jahren, während der Bundestag bei 49,3 Jahren lag.

Kein »Pfaffen-Parlament«

Mit rund 340 studierten Abgeordneten oder etwa 85 Prozent wies die Volkskammer zudem einen hohen Akademikeranteil auf. Zugleich dominierten unter den Parlamentariern die naturwissenschaftlich-technischen Berufe: Allein 27,5 Prozent der Volkskammer-Mitglieder waren Ingenieure. Unzutreffend waren dagegen Vorhaltungen, es handele sich um ein "Parlament der Pfaffen": Mit einem Anteil von 6,6 Prozent rangierten Theologen an vorletzter Stelle unter den akademischen Berufen. Interessant auch, dass die gut 20 Handwerker und Arbeiter unter den Abgeordneten ganz überwiegend bei den Fraktionen der konservativen "Allianz für Deutschland", also CDU/DA und DSU, zu finden waren und nicht etwa bei der SPD- oder der PDS-Fraktion.

11 Abgeordnete hatten schon der vorherigen Volkskammer angehört. Allein 5 von ihnen saßen nun in der PDS-Fraktion.