Pfandbriefmarkt schrumpft
FINANZEN Trotz ihrer Sicherheit geht das Volumen der öffentlichen Papiere stark zurück
Früher wurde der Pfandbrief gerne mit der Bezeichnung "mündelsicher" beworben. Die Anlage in diesen Papieren galt als unbedingt sicher. Der Begriff "mündelsicher" ist zwar aus der Mode gekommen, aber der Pfandbrief Symbol der Sicherheit geblieben. Doch der Geschmack der Käufer wandelt sich: Sie zogen im vergangenen Jahr nach Angaben der Bundesregierung Hypothekenpfandbriefe den Öffentlichen Pfandbriefen vor, so dass erstmals seit 40 Jahren mehr Hypothekenpfandbriefe als Öffentliche Pfandbriefe ausgegeben wurden.
Sogar Flugzeugpfandbriefe
Es gibt vier Arten von Pfandbriefen: Der wichtigste war bisher der Öffentliche Pfandbrief. Für diese Pfandbriefe werden besonders Forderungen gegen Bund, Länder und öffentliche Einrichtungen als Sicherheit verwendet. Es können aber auch Forderungen gegen ausländische Regierungen enthalten sein. Bei Hypothekenpfandbriefen werden Grundstücke als Sicherheit verwendet, indem Grundpfandrechte eingetragen werden. Außerdem gibt es noch Sonderformen wie den Schiffspfandbrief, der durch Schiffshypotheken besichert ist, und den erst 2009 eingeführten Flugzeugpfandbrief.
Wie aus der Antwort der Regierung auf eine Anfrage des FDP-Abgeordneten Björn Sänger (17/1108) hervorgeht, gaben die deutschen Pfandbriefinstitute im vergangenen Jahr für 110 Milliarden Euro Pfandbriefe heraus. Davon entfielen 58 Milliarden Euro auf Hypothekenpfandbriefe und 52 Milliarden Euro auf Öffentliche Pfandbriefe. Insgesamt schrumpfte der Pfandbriefmarkt jedoch erheblich, obwohl der Verband deutscher Pfandbriefbanken das Wertpapier als "einen der wenigen wirklichen Gewinner der Krise" bezeichnet. Der Pfandbrief-Umlauf in Deutschland ging 2009 von 806 auf 719 Milliarden Euro zurück. Das Volumen der Öffentlichen Pfandbriefe verringerte sich um 92,5 Milliarden Euro, das heißt, es wurden mehr Pfandbriefe zur Rückzahlung fällig als neue herausgegeben. Das Volumen der Hypothekenpfandbriefe nahm dagegen um 6,4 Milliarden Euro zu.
Die Bundesregierung bezeichnet den Rückgang als "auffällig" und nennt als einen Grund, dass das Auslaufen der Gewährträgerhaftung bei den Sparkassen zu weniger deckungsfähigen Forderungen geführt habe. Der Verband der Pfandbriefbanken rechnet mit einem weiteren Rückgang. Das Neuemissionsvolumen werde auf 100 Milliarden Euro zurückgehen, während es 143 Milliarden Euro Fälligkeiten geben werde. "Das betrifft erneut fast ausschließlich den Öffentlichen Pfandbrief, während der Umlauf von Hypothekenpfandbriefen 2010 abermals steigen wird", schätzt der Verband.
Die Bundesregierung will das Pfandbriefgesetz ändern und das Wertpapier noch sicherer machen. Im Falle einer Insolvenz einer Pfandbriefbank soll der Sachwalter, der die Verwaltung der Pfandbriefe übernimmt, leichter Refinanzierungsgeschäfte mit der Deutschen Bundesbank abschließen können.