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Mittler zwischen den Welten

G20-Vorsitz Südkorea richtet im November einen G20-Gipfel aus - und will damit sein Image in der Welt aufpolieren

07.06.2010
2023-08-30T11:25:57.7200Z
3 Min

Der G20-Gipfel in der Hauptstadt Seoul im kommenden November markiert den vorläufigen Höhepunkt einer Erfolgsgeschichte Südkoreas. Nach dem Koreakrieg (1950-53) gelang der Aufstieg vom Armenhaus zu einer der 15 größten Volkswirtschaften der Welt.

Südkorea will als Vorsitzland eine Mittlerrolle übernehmen. "Vor dem Hintergrund der eigenen Geschichte können wir helfen, die Kluft zwischen Industrie-, Schwellen-, und Entwicklungsländern zu schließen", sagt Mediendirektor An Pyeong-ok vom Komitee zur Vorbereitung des G20-Gipfels in Seoul. Priorität haben Fortschritte bei der Umsetzung der Beschlüsse der früheren Gipfeltreffen. "Wir hoffen, dadurch die Position der G20 als maßgebliches Forum für internationale Wirtschaftsfragen zu zementieren", sagt An. Der Gastgeber will außerdem Nichtmitgliedern die Hand entgegenstrecken, um die Legitimation des G20-Prozesses zu stärken.

Hohe Erwartungen

Auch will Südkorea neue Themen auf die Tagesordnung bringen. Geplant sind Diskussionen über ein weltweites finanzielles Sicherheitsnetz und Entwicklungsfragen. Ein vom IWF koordiniertes "Global Financial Safety Net", ein globales Finanz-Sicherheitsnetz soll kleine, offene Volkswirtschaften entlasten. Diese horten aus Sorge vor einem plötzlichen Kapitalabzug hohe Währungsreserven. Entwicklungsfragen sieht die Regierung in Seoul als Schlüssel für die Beseitigung globaler Ungleichgewichte und die Etablierung des G20-Rahmenwerks.

Südkorea will seine Erfahrungen als Nehmerstaat weitergeben, wonach der Aufbau staatlicher Kapazitäten (capacity building) mehr Nutzen stifte als Hilfszahlungen. "Entwicklungs- und Schwellenländer hegen hohe Erwartungen an die südkoreanische Präsidentschaft und hoffen auf einen Schub für ihre weitere Entwicklung", erklärt An. Erstmals soll auch der private Sektor einbezogen werden. Mit der Initiative unterstreicht der Gastgeber seine Ambitionen, eine wichtigere Rolle auf der Weltbühne zu spielen. Für einen größeren Beitrag der Unternehmen zur Erholung der Weltwirtschaft wird unmittelbar vor dem G20-Gipfel der "G20 Seoul Business Summit" stattfinden. Unter anderem ist ein Meinungsaustausch mit Staats- und Regierungschefs von G20-Staaten vorgesehen. Auf der vorläufigen Tagesordnung stehen als wichtigste Themen Handel und Investitionen, Finanzen, grünes Wachstum und soziale Verantwortung der Unternehmen. Mit seinen ehrgeizigen Plänen für grünes Wachstum rückte das Land bereits ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Mitten in der Wirtschaftskrise legte die südkoreanische Regierung im Januar 2009 ein zunächst über vier Jahre laufendes grünes Konjunkturprogramm in Höhe von 50 Billionen Won (damals rund 27 Milliarden Euro) auf.

Bestandteil des "Green New Deal" sind ein Projekt zur Flusssanierung, der Ausbau des Schnellzugnetzes, die Erweiterung von Nuklear-, Wind- und Wasserkraft sowie Förderung der Solarenergie. Jürgen Wöhler, Geschäftsführer der Außenhandelskammer von Korea, sieht die Pläne optimistisch: "Vor dem Hintergrund anderer koreanischer Großvorhaben glaube ich fest an die Umsetzbarkeit, zumal ein Großteil der Investitionen in der Amtszeit des amtierenden Präsidenten Lee Myung-bak stattfinden wird." Viel beachtet wird das freiwillige CO2-Reduktionsziel, das die Regierung in Seoul im November letzten Jahres bekannt gab, unmittelbar vor Beginn der UN-Klimaschutzkonferenz in Kopenhagen. Südkorea will demnach den Ausstoß klimaschädlicher Gase um 30 Prozent unter das prognostizierte Niveau von 2020 senken.

Doch Südkorea will sein Image verbessern und politisches Gewicht erhöhen. Häufig bestimmen negative Schlagzeilen etwa über den Atomstreit mit Nordkorea oder Arbeiterproteste das Bild. Als eine Folge wird der einstige Tigerstaat unterschätzt, obwohl die Bevölkerung über einen hohen Lebensstandard verfügt und in einer gefestigten Demokratie lebt. Der November-Gipfel gilt daher in Südkorea als wertvolle Gelegenheit. Die Entscheidung für Seoul als Austragungsort ist bereits Ausdruck der gestiegenen Bedeutung des Landes. Doch wird sich der Gastgeber nicht auf dem Erfolg ausruhen. Der Beamte An sagt: "Wir wollen zeigen, dass Südkorea bereit und in der Lage ist, eine wichtige Rolle auf der Weltbühne zu spielen."