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Befristete Jobs im Aufwind

ARBEIT Beschäftigung auf Zeit nimmt zu - Chance oder Gefahr?

27.09.2010
2023-08-30T11:26:05.7200Z
2 Min

Jeder zweite neue Mitarbeiter, der in der zweiten Jahreshälfte 2009 seine Unterschrift unter einen Arbeitsvertrag setzte, wurde nur befristet eingestellt: Ist diese Entwicklung fatal, weil viele, insbesondere junge Menschen kaum noch langfristig planen können und deshalb beispielsweise die Familiengründung verschieben? Oder bietet dieser Trend gerade jungen Menschen Chancen, weil ihnen über einen befristeten Job den Einstieg in den Arbeitsmarkt gelingt?

Die Ansichten der Bundestagsfraktionen gehen in dieser Frage auseinander: Im Gespräch mit "Das Parlament" kritisierte Anette Kramme, arbeitspolitische Sprecherin der SPD, die Ausbreitung von befristeter Arbeit scharf. "Wenn jemand einen Job nur für zwei Jahre hat, wird es ihm schwer fallen, einen Kredit für ein Auto oder gar ein Haus zu bekommen", beklagt die Sozialpolitikerin, die eine Kanzlei für Arbeitsrecht leitet.

Kontroverse

Heinrich Kolb, sozialpolitischer Sprecher der FDP, betont hingegen vor allem die Chancen der Arbeit auf Zeit: "Immerhin führt jedes zweite befristete Beschäftigungsverhältnis zu einem dauerhaften Job", sagte er im Streitgespräch mit seiner Kollegin Anette Kramme. Die Alternative zu einem befristeten Job sei schließlich in vielen Fällen die Arbeitslosigkeit. Zudem sei es doch nachvollziehbar, dass die Unternehmen gerade in der Wirtschaftskrise zurückhaltender bei Neueinstellungen seien.

Die SPD betont hingegen in einem Antrag, dass befristete Beschäftigung oft Hand in Hand mit schlechteren Arbeitsbedingungen gehe. Deshalb will sie Unternehmen verbieten, Mitarbeiter ohne Angabe eines Grundes - wie etwa bei Schwangerschaftsvertretungen - befristet zu beschäftigen. Auch erleichterte Befristungen bei neugegründeten Firmen oder älteren Arbeitnehmern sollen laut SPD-Antrag (17/1769) wegfallen.

FDP und Union planen hingegen, Firmen zu erlauben, Mitarbeiter auch mehrmals hintereinander ohne expliziten Grund befristet zu beschäftigen. Zwischen den Arbeitsverhältnissen müsste allerdings mindestens ein Jahr liegen. Das führe zu einer Rückkehr sogenannter "Kettenbefristungen", kritisiert SPD-Sozialexpertin Anette Kramme.