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AUFGEKEHRT : Es fährt ein Zug nach nirgendwo

25.10.2010
2023-08-30T11:26:06.7200Z
2 Min

Der Tunnel macht's möglich. Letzten Dienstag fuhr das erste Mal ein deutscher ICE-Zug im Londoner Bahnhof St. Pancras ein. Mit welcher Verspätung das Prunkschiff der Deutschen Bahn eintrudelte, ist nicht bekannt. Dafür aber, dass der deutsche Hochgeschwindigkeitszug von einer französischen Eurostar-Lok unter dem Ärmelkanal durchgezogen wurde. Das hatte aber wohl nichts mit der üblichen ICE-Neigetechnikproblematik oder gebrochenen Achsen zu tun. Vielmehr waren Sicherheitsbestimmungen dafür verantwortlich, hieß es. Diese scheinen die Tunnelbetreiber nach dem Motto gestaltet zu haben: "Freie Fahrt für freie Europäer - keine verstopften Röhren durch liegen gebliebene ICEs".

Damit wollen sich jedoch Bahnchef Grube und Verkehrsminister Ramsauer nicht abfinden. Spätestens ab Dezember 2013 soll es eine regelmäßige ICE-Verbindung zwischen Frankfurt am Main, Köln und London geben, kündigte Grube forsch an. Ramsauer hat es noch eiliger und fasst die Olympischen Spielen 2012 ins Auge.

Noch sträuben sich aber die Franzosen und wollen ihren, von peinlichen Pannen unter dem Kanal keineswegs verschont en Monopolisten Eurostar schützen. Offiziell werden Sicherheitsmängel der deutschen Züge beklagt. Vielleicht geht die Sorge unserer Nachbarn aber in eine ganz andere Richtung: Sie fürchten die Bauwut der deutschen Eisenbahner. Der Gedanke an ein Calais 31 oder Paris 35 unter Bauleitung des Deutsche Bahn-Chefs treibt den zuständigen Politikern schon jetzt den Angstschweiß auf die Stirn.

Als Lösung bietet sich ein Kompromiss an. Sollen die Deutschen doch bauen - aber unter Wasser. Mitten unter dem Ärmelkanal könnte ein prima Rangierbahnhof entstehen. Braucht keiner, macht sicher mächtig was her und kostet die ein oder andere Milliarde. Aber das Allerbeste ist: Weit und breit gibt es keine renitenten Schwaben.