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Kurz rezensiert : Angelesen

25.10.2010
2023-08-30T11:26:07.7200Z
2 Min

Die geldgierigen Banker sind an allem schuld. An der Finanzkrise, an der Rezession, an der Arbeitslosigkeit. Zweifel an solchen Pauschalurteilen sind immer angebracht. Insbesondere wenn man den Charakter und Verlauf von Wirtschaftskrisen in Geschichte und Gegenwart analysiert. Krise ist nämlich nicht gleich Krise, sagt der Frankfurter Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe. Das ökonomische Auf und Ab ist seiner Ansicht nach im Kapitalismus ebenso folgerichtig wie notwendig. Plumpe konstatiert damit eine Gesetzmäßigkeit, die er an vielen historischen Beispielen präzise belegen und begründen kann.

So einleuchtend Plumpe Agrarkrisen vor und die eigentlichen Wirtschaftskrisen seit dem 19. Jahrhundert skizziert, so getrübt bleibt sein Blick bisweilen für einzelne Akteure und ihre Motive. Dass der homo oeconomicus nicht immer rational, oftmals opportun wirtschaftet und Krisen heraufbeschwört, zieht Plumpe nur am Rande ins Kalkül. Doch nicht nur die Mechanismen, sondern auch die Mechaniker der kapitalistischen Wirtschaftsordnung gilt es zukünftig besser zu verstehen.

Werner Plumpe:

Wirtschaftskrisen. Geschichte und Gegenwart.

Verlag C.H. Beck, München 2010; 128 S., 8,95 €

Der von neun Bürgerrechtsgruppen veröffentlichte "Grundrechte-Report", der als "alternativer Verfassungsschutzbericht" bereits im 14. Jahr erscheint, ist längst zu einer Institution avanciert: ein Kompendium, das anhand von mehr als 50 Fallstudien die Gefährdungen der Freiheitsrechte analysiert - das reicht von Polizeieinsätzen und Datensammlungen über das Demonstrationsrecht bis hin zum Umgang mit Asylbewerbern, Pflegeheimbewohnern und Eltern, denen auf problematische Weise die Kinder weggenommen werden.

Die Autoren schreiben parteiisch, aber nicht mit Schaum vor dem Mund. Auch Promis kommen zu Wort: Justizstaatssekretär Max Stadler (FDP) beleuchtet kritisch Internet-Zugangssperren, der Kieler Datenschutzbeauftragte Thilo Weichert befasst sich mit der Fluggastdaten-Übermittlung an die USA und der gigantischen Sammlung aller Arbeitnehmer-Einkommensdaten.

Vielleicht täte ein inhaltlicher Schwerpunkt diesen Bänden gut. Doch deren Reiz liegt wiederum genau darin, die ganze Bandbreite der Bedrohungen von Grundrechten aufzuzeigen.

Grundrechte-Report 2010. Zur Lage der Bürger- und Menschenrechte in Deutschland.

Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M. 2010; 280 S., 9,95 €