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VOR 50 JAHREN ... : Protest gegen die Wehrpflicht

08.11.2010
2023-08-30T11:26:08.7200Z
1 Min

8. November 1960: Parteiwechsel

Konrad Adenauer verkündete, er wolle eintreten für den "Schutz unserer Freiheit, Schutz unserer Heimat und Schutz Europas vor dem vordrängenden Sowjetrussland, das Europa haben will. Wir wollen keinen Kreuzzug gegen Sowjetrussland führen. Aber was wir wollen, das ist: Für unser Land die Freiheit bewahren." So warb der Kanzler 1956 vor dem Bundestag für die Einführung der Wehrpflicht. Beifall bei den Unionsabgeordneten - doch nicht bei allen: Peter Nellen begehrte gegen den Kanzler auf. Der CDU-Abgeordnete aus Münster forderte, das Recht auf Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen weiter zu fassen, als es der Regierungsentwurf vorsah. Dafür gab es keinen Beifall bei der Union, dafür jedoch von der SPD, die Nellens neue politische Heimat werden sollte.

Vier Jahre und einige Konfrontationen mit der Unionsspitze später, am 8. November 1960, gab Nellen seinen Wechsel von der CDU zur SPD bekannt. Dabei spielten für den gläubigen Katholiken Gewissensfragen eine große Rolle. Immer wieder eckte er in außen- und verteidigungspolitischen Fragen bei der Adenauer-Regierung an und kritisierte nicht nur die Ausgestaltung des Wehrpflichtgesetzes. So stimmte Nellen 1958 zwar für den CDU-Plan, die Bundeswehr mit Trägersystemen für Atomwaffen auszurüsten. Andererseits schloss er sich einer SPD-Resolution an, die Nuklearwaffen als Massenvernichtungsmittel ächtete. Nellen war übrigens nicht der erste Unionspolitiker, der die Fronten wechselte: Bereits einige Jahre vorher, 1957, hatte der spätere Bundespräsident Gustav Heinemann die CDU in Richtung SPD verlassen.