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Mehr Rendite von Schäuble

Finanzmärkte Selbst Deutschland mit seiner guten Bonität muss höhere Anleihe-Zinsen bieten

13.12.2010
2023-08-30T11:26:11.7200Z
3 Min

Bei manchem Beobachter wurden die Sorgenfalten sichtbar größer. Wird jetzt auch der Bund in den Strudel gerissen? Muss auch der Finanzminister in Berlin höhere Zinsen zahlen, wenn er Geld aufnehmen will oder wenn er eine auslaufende Bundesanleihe ersetzen muss? Ende November bleibt die Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur in Frankfurt auf einem Teil einer Staatsanleihe sitzen: Für eine Laufzeit von zehn Jahren wollen die Geldbeschaffer des Finanzministers sechs Milliarden Euro aufnehmen. Die zögerlichen Investoren gaben nur Gebote über 5,7 Milliarden Euro. Am Ende begnügen sich die Finanz-Manager mit 4,7 Milliarden Euro. Dafür erhalten die Investoren eine Rendite von 2,59 Prozent.

Rendite zu mager

Im Dezember wiederholen sich die Ereignisse: Die Finanzagentur will mit einer Fünf-Jahres-Anleihe fünf Milliarden Euro einsammeln, geboten werden nur gut 4,5 Milliarden. Die Finanzagentur teilt schließlich Papiere im Volumen von 4,13 Milliarden Euro zu. Rendite 1,73 Prozent. Für einen zweijährigen Bundesschatzbrief (Volumen fünf Milliarden) gibt es nur Gebote von 4,57 Milliarden Euro. Letztlich werden vier Milliarden Euro eingesammelt.

Interessenten machten einen Bogen um Bundesanleihen heißt es. Investoren, in der Regel große Investmentbanken, fürchteten, Deutschland habe zu schwer zu knabbern an Lasten aus der Staatsschuldenkrise in Euroland. Auch die Debatte um eine "Euro-Anleihe" irritiert. Jörg Müller, Sprecher der Finanzagentur, winkt ab. Dass die Nachfrage das Angebot nicht decke, sei ein normaler Vorgang, der auch in Nicht-Krisenzeiten auftrete: Sechs Mal gab es eine Minder-Nachfrage nach Bundeswertpapieren in diesem Jahr, 2009 fünf Mal. In den Jahren davor passierte dies sogar noch häufiger, ohne dass Investoren deshalb die Qualität Deutschlands als Top-Schuldner in Frage gestellt hätten.

Während etwa Frankreich oder die Niederlande Neu-Emissionen von Staatspapieren an Krisentagen beschneiden oder ganz aussetzen, hält die Finanzagentur an ihren Emissionsplanungen strikt fest. Verlässlichkeit und Transparenz seien Kriterien, die von Investoren bei deutschen Emissionen geschätzt würden, sagt Müller. Abgesehen von der Bonität. Auch deshalb könne der Finanzminister günstig frisches Geld aufnehmen. "Wir sind auch am 11. September 2001 an den Markt gegangen", sagt Müller.

Weil die Finanzmanager in Frankfurt die Aufgabe haben, die Zinslast des Bundes zu drücken, schauen sie auch auf den Sekundärmarkt, auf dem Banken und Investoren untereinander Staatsanleihen handeln.

"20 Prozent einer Emission dienen schon mal dieser Marktpflege", sagt Müller. Die Finanzmanager nehmen die Papiere in ihr eigenes Buch. Fragt also eine Bank auf dem Sekundarmarkt etwa nach einer fünfjährigen Bundesanleihe, gibt es auch mal eine Offerte von der Finanzagentur. In der Regel werden die Papiere gerne genommen. Die Staatsschuldenkrise hat bislang kaum Auswirkungen auf die Refinanzierung des Bundes. Keine Gefahr, heißt es bei der Finanzagentur. Der Markt für Staatsanleihen hat funktioniert, auch im Krisenjahr 2010. Er sei nie "ausgetrocknet", sagt Ilona Korsch, Rentenhändlerin beim Bankhaus Hauck&Aufhäuser. Aber es gab schwierige Tage - mit Blick auf die Anleihen der Krisenländer an der Peripherie des Euroraumes. Am Ende lief es auch dann, weil die Europäische Zentralbank (EZB) mitgespielt und bislang Staatsanleihen der Krisenländer Griechenland, Portugal und Irland im Volumen 69 Milliarden Euro in die Bücher genommen hat. Die Euro-Notenbanker hätten einen "Super-Job" gemacht, sagt nicht nur Korsch. Das hat auch deutsche Banken vor Schwierigkeiten bewahrt. Sie halten mit Abstand das größte Volumen an griechischen, irischen, portugiesischen und spanischen Staatsanleihen: Insgesamt 81 Milliarden Euro.

Auch der Arbeit der Finanzagentur hat das Eingreifen der EZB sicher nicht geschadet. Allerdings muss sie etwas höhere Zinsen bieten, wenn der Bund frisches Geld braucht. Insgesamt wird die Agentur 2010 rund 312 Milliarden Euro für den Finanzminister beschafft haben. Auch bereits ausgegebene und umlaufende Bundesanleihen bleiben gefragt. Die sehr gute Bonität Deutschlands als Schuldner ist ungebrochen, auch wenn die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen erstmals seit Mai jetzt wieder auf mehr als drei Prozent geklettert ist. Aber immer noch kann sich der Bund günstig refinanzieren. Am Jahresanfang lag die Rendite bei 3,4 Prozent. Die Aufschläge sind bei weitem nicht so hoch wie bei Anleihen aus Griechenland, Portugal, Irland oder Spanien. Sie müssen angesichts des höheren Risikos im Vergleich zu Bundesanleihen um drei bis elf Prozentpunkte höhere Zinsen bieten.

Mitunter hat selbst das 2010 nicht gereicht. Der letzte Käufer scheine aktuell fast nur noch die EZB zu sein, vermutet DekaBank-Chef-Volkswirt Ulrich Kater.