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Obama mahnt zu Mitgefühl und Toleranz

USA Mit einer flammenden Rede berührt der Präsident nach dem Anschlag die politischen Lager

17.01.2011
2023-08-30T12:16:34.7200Z
2 Min

Erneut haben Todesschüsse Amerika aufgewühlt. Dieses Mal offenbar besonders, da es sich bei dem Attentat von Tucson (US-Bundesstaat Arizona) auf die demokratische Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords nach den Worten des republikanischen Mehrheitsführers Eric Cantor um eine "Attacke auf den Kern der Demokratie" handelt. Wie einst bei John F. Kennedy. Offenbar sieht das US-Präsident Barack Obama nicht anders. In bewegenden Worten rief er auf der Trauerfeier für die Toten des Massakers in der Universität von Tucson das amerikanische Volk angesichts des Schocks und der Verzweiflung, aber auch der prompten Schuldzuweisung innerhalb der politischen Lager zu Toleranz, Nächstenliebe und Mitgefühl auf.

Mit einer flammenden Rede, in der er seine innere Bewegung über die sechs Opfer und der mit Kopfschuss um ihr Leben ringenden 40-jährigen Politikerin kaum zu unterdrücken vermochte, forderte er in einer "Zeit polarisierender Debatten, innezuhalten und sicher zu gehen, dass wir miteinander in einer Art reden, die heilend wirkt, nicht verletzend: "Ich glaube, wir können besser sein." Es war eine Rede, die trotz ihres Trauercharakters das Publikum zu Beifallsstürmen hinriss. Es war die Rede eines Präsidenten, dessen visionäres "yes, we can" aus dem Wahlkampf um eine neue Note erweitert wurde, eine gedämpfte - die demütige Erkenntnis des mächtigsten Mannes der Welt, die Bibel zitierend, dass es nicht auf jede Frage auch Antworten gebe.

Die Antwort, die allenfalls der 22-jährige Todesschütze geben könnte, dürfte in einem höheren Sinne kaum ausreichen, ja, nicht einmal der Trauer der Hinterbliebenen entsprechen - ebenso wenig wie das parteipolitische Hin und Her an Schuldzuweisungen, die Obamas Appellen zum Trotz unter den beiden Lagern, links wie rechts, ausgebrochen sind. Wiewohl man über die Motive des Schützen Jared Loughner nichts weiß, gehen viele Beobachter davon aus, dass die radikale Rhetorik der Republikanerin Sarah Palin als Galionsfigur der Tea-Party-Bewegung zur Vergiftung des allgemeinen Klimas beigetragen hat. "Nicht nachgeben - nachladen", lautete ihre verbale Formel zur Bekämpfung der Demokraten; etliche Wahlkreise - unter ihnen der Gabrielle Giffords - kennzeichnete sie auf ihrer Internetseite mit einem Fadenkreuz. Eine latente Aufforderung zur Gewalt im Land der Waffenliebhaber?

Was Sarah Palin bestreitet: " Akte von monströser Kriminalität stehen für sich selbst", schreibt sie auf ihrer Homepage, "sie beginnen und enden mit den Kriminellen, die sie begehen." Um dann mit selbstsicherer Überzeugung fortzufahren, sie würden nicht "kollektiv" begangen (diese Taten) von den Bürgern …, die ihr verfassungsmäßiges Recht auf freie Meinungsäußerungen ausübten. Unterdessen hat sich das Repräsentantenhaus in Washington in einer Sondersitzung einstimmig zu einer Resolution gegen die Gewalttat von Tucson ausgesprochen. "Unsere Herzen sind gebrochen, unser Geist aber nicht", sagte der Präsident der Kammer, John Boehner ganz im Sinne seines Präsidenten.

Jared Loughner, der bislang sein Schweigen nicht gebrochen hat, wurde drei Stunden vor der Tat von der Polizei angehalten. Er hatte eine Ampel bei Rot überfahren. Nach kurzer Kontrolle durfte er weiterfahren. Gegen ihn lag nichts vor.