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Fünf Fragen : FÜNF FRAGEN ZUR: ÄRZTLICHEN VERSORGUNG

26.09.2011
2023-08-30T12:16:49.7200Z
2 Min

Herr Ackermann, wo gehen Sie zum Arzt - in Berlin oder in Ihrem Wahlkreis in Sachsen-Anhalt?

Mein Hausarzt ist in meinem Heimatort Bottmersdorf im Bördekreis. Wie viele andere Ärzte kommt auch er allmählich ins Rentenalter und ihn beschäftigt die Suche nach einem Nachfolger. Gerade im Osten Deutschlands haben immer mehr Landärzte damit ein Problem. Mit dem Versorgungsstrukturgesetz will die Bundesregierung nun Anreize für Mediziner schaffen, sich in ländlichen Regionen neu niederzulassen oder Praxen zu übernehmen. Es geht darum, den guten medizinischen Standard, den wir in Deutschland überall haben, zu halten.

Auf dem Land werden vor allem Haus-, aber auch Kinderärzte und Gynäkologen knapp. Was will die Regierung dagegen tun?

Geplant sind finanzielle Anreize gerade für junge Mediziner. Das ist aber nur ein Teil. Wir wollen darüber hinaus erreichen, dass sich Ärzte in erster Linie um ihre Patienten kümmern können. Deshalb entlasten wir sie von übermäßiger Bürokratie. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf soll unter anderem dadurch verbessert werden, dass sich Kassenärztinnen nach einer Geburt zwölf statt sechs Monate vertreten lassen können.

Die gesetzlichen Krankenkassen sagen, es gebe keinen Ärztemangel, sondern ein Verteilungsproblem, nämlich zu viele Ärzte in den Städten, zu wenige auf dem Land. Wie wollen Sie die Überversorgung in den Ballungszentren abbauen?

Wir wollen nicht zu viel regulieren. Den Sicherstellungsauftrag, also die flächendeckende medizinische Versorgung, haben die Kassenärztlichen Vereinigungen. Darin wollen wir sie stärken. Künftig verantworten wieder sie die Honorarverteilung, die nach haus- und fachärztlichen Versorgungsbereichen getrennt wird.

Ihr Gesetzentwurf sieht weder Honorarkürzungen für niedergelassene Ärzte in überversorgten Gebieten, noch die Pflicht für Kassenärztliche Vereinigungen vor, frei werdende Arztsitze aufzukaufen. Warum nicht?

Die Freiheit ist ein hohes Gut. Liberale Politik ist das Gegenteil von Zwang und Verpflichtung. Wir wollen mit einem Vorkaufsrecht die Möglichkeiten der Kassenärztlichen Vereinigungen verbessern, Praxen in überversorgten Gebieten zu schließen. Kürzungen der Honorare wären ein völlig falscher Weg. Einnahmeeinbußen locken Ärzte nicht aufs Land, sondern treiben sie aus dem Beruf oder ins Ausland.

Gesetzlich Versicherte warten länger auf einen Arzttermin als privat Versicherte. Wie will die Koalition Abhilfe schaffen?

Gesundheitsminister Bahr hat einen Vorschlag vorgelegt. Die Selbstverwaltung wird daraufhin eine gute Regelung im Interesse der Patienten finden.

Die Fragen stellte

Monika Pilath.