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Von einer Katastrophe zur nächsten

Finanzkrise Nach dem US-Häuserboom kam die Bankenwelt ins Trudeln. Nun zittert Brüssel um verschuldete Euro-Staaten

24.10.2011
2023-08-30T12:16:51.7200Z
3 Min

Die Finanzkrise begann vor vier Jahren als "Subprime-Krise" auf dem US-Hypothekenmarkt. US-Banken hatten breiten Schichten ohne Eigenkapital auf Kredit Häuser verkauft. Das Modell, bei dem gute mit schlechten Schuldpapiere vermischt und international weiterverkauft werden, kommt ins Stocken. Anfang 2007 häufen sich Berichte über Zahlungsausfälle bei US-Hypothekenschuldnern. Als erstes Kreditinstitut kommt in Deutschland im Sommer 2007 die Mittelstandsbank IKB ins Schlingern. Sie muss später vom Staat mit Milliardenaufwand gerettet werden.

Finanzmarktkrise

In den Medien ist jetzt von einer "Hypothekenkrise" die Rede. Am 9. August 2007 interveniert die EZB am Interbankenmarkt, nachdem es beim Geldhandel zwischen den Banken zu ernsten Spannungen kommt. Im Herbst 2007 verschärft sich die Lage, die US-Notenbank reagiert mit der ersten Zinssenkung seit mehr als vier Jahren. Inzwischen ist von einer Finanzmarktkrise die Rede. Im Frühjahr 2008 wird über die Liquidität britischer Banken spekuliert, die große amerikanische Bank Bear Stearns geht fast Pleite. In Deutschland gerät mit der HRE ein Bankenriese ins Schlingern, er muss mit über 100 Milliarden Euro Staatshilfe gestützt werden und wird am Ende ganz verstaatlicht.

Schock um Lehman Brothers

Am 15. September 2008 löst die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers einen Schock aus. Die Notenbanken pumpen weltweit Milliarden-Summen in die Geldmärkte, um einen Finanzkollaps zu verhindern. Die Regierungen legen Rettungspakete für die Kreditinstitute auf - die Finanzmarktkrise ist nun eine "Bankenkrise". Zur Jahreswende 2008/2009 sinken die Leitzinsen vieler Notenbanken nahe null Prozent. Viele Staaten beschließen teure Konjunkturmaßnahmen und verstaatlichen Banken. In Deutschland steigt der Staat bei der Commerzbank ein. In vielen Ländern brechen Nachfrage und Produktion dramatisch ein, aus der Finanzkrise ist die schwerste Wirtschaftskrise seit 1945 geworden.

Athen in Not

In dieser Lage entwickelt sich die Griechenland- und Euro-Krise. Die starke Verschuldung Griechenlands, das 2001 mit geschönten Zahlen in die Eurozone aufgenommen wurde, wird Thema der Finanzmärkte. Im Februar 2010 stellt die EU-Kommission Athen unter Aufsicht. Im Mai beschließen die Eurostaaten ein Rettungspaket mit Hilfen von 110 Milliarden Euro bis 2013, im Gegenzug muss Athen das hohe Defizit durch strikte Sparmaßnahmen absenken. Zugleich spannt die EU einen Rettungsschirm von 750 Milliarden Euro mit einem Ausleihvolumen von 240 Milliarden Euro auf, um klammen Ländern mit Krediten zu helfen. Im Dezember 2010 wird das nach Bankenpleiten kriselnde Irland mit 85 Milliarden Euro gestützt.

Permanente Rettung

Am 11. März 2011 beschließen die Regierungschefs der Eurozone die Aufstockung des Ausleihvolumens des Rettungsschirms auf 440 Milliarden Euro. Im Mai billigt die EU eine Nothilfe für Portugal von 78 Milliarden Euro, Lissabon muss dafür ein striktes Sparprogramm realisieren. Am 11. Juli 2011 vereinbaren die Finanzminister der Euro-Gruppe einen permanenten Rettungsschirm für verschuldete Euro-Länder ab Juli 2013. Beim Gipfel der Euroländer am 21. Juli wird dann beschlossen, dass sich künftig auch Banken und Versicherungen an neuen Griechenlandhilfen beteiligen sollen. Im August steigen die Risikozuschläge für italienische und spanische Staatsanleihen, weil es Zweifel gibt, ob diese Staaten ihre Schulden zurückzahlen können. Eine Ratingagentur stuft die Kreditwürdigkeit der hochverschuldeten USA herab. Der Bundestag verabschiedet im September den erweiterten Euro-Rettungsschirm, das Bundesverfassungsgericht billigt die bisherigen Hilfen. Im Oktober 2011 ist wieder von einer Bankenkrise die Rede: EU und IWF drängen Institute zu einer Kapitalaufstockung.