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Ein Ziel, das sich lohnt

VON JÖRG BIALLAS

13.02.2012
2023-08-30T12:17:25.7200Z
2 Min

Unabhängig davon, wie das Tauziehen um die Bergung der 126.000 Behälter mit radioaktivem Müll letztlich ausgeht, ist schon jetzt gewiss: Das Projekt Asse II ist gründlich in die Hose gegangen. Nach wie vor besteht die Gefahr, dass das Grundwasser rings um das ehemalige Salzbergwerk verseucht wird - sämtlichen ursprünglich anderslautenden Untersuchungen, Gutachten und Beteuerungen zum Trotz. Wird der strahlende Schrott nicht rechtzeitig geborgen, sind die Folgen für die Gesundheit der Menschen in der Region unabsehbar. Deren Angst, Skepsis und Proteste sind daher nachvollziehbar und verdienen es, ernst genommen zu werden. Die Bereitschaft, sich auf behördliche Angaben zu verlassen, ist verständlicherweise verloren gegangen.

Asse II steht stellvertretend für das Dilemma bei der Nutzung radioaktiven Materials: Die Vorteile, derer sich die Menschheit seit Jahrzehnten bedient, können die ungelöste Frage der Entsorgung nicht aufwiegen. Wer Atommüll produziert, bürdet nachfolgenden Generationen eine Hypothek auf, die aus heutiger Sicht unkalkulierbar ist.

Die Ereignisse im japanischen Fukushima, als nach einem Tsunami ein Atomkraftwerk außer Kontrolle geraten war, rückten die Bedrohung radioaktiver Verstrahlung wieder in den Vordergrund der öffentlichen Wahrnehmung. Bei der Kernkraft geht es nachrangig um wirtschaftliche Effizienz. Es geht zunächst um ethische Verantwortung.

Auch deshalb hat die Abkehr von der Nuklearenergie inzwischen viele derer überzeugt, die einst auf die vermeintlich "saubere" Energiegewinnung gesetzt hatten. Der Ausstieg aus der Kernkraft, der in Deutschland mittlerweile politisch beschlossen und auf den Weg gebracht ist, war also folgerichtig.

Das Problem ist damit aber keineswegs gelöst. In vielen Staaten der Erde, auch in unserer unmittelbaren Nachbarschaft, wird Strom weiterhin unbekümmert in Atommeilern erzeugt. Die Sicherheitsbedingungen liegen dabei zum Teil weit unter dem deutschen Standard.

Gelingt es hierzulande, ein überzeugendes Endlager zu erschließen und gleichzeitig neue Energieträger als Ersatz für Kernkraft ausreichend zu etablieren, wäre das ein glaubhaftes Zeichen, dass das Atomzeitalter endlich ist. Keine leichte Aufgabe, gewiss. Aber ein Ziel, das sich lohnt.