Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hat davon abgeraten, die demografische Entwicklung nur als Horrorszenario zu malen: "Wir dürfen die demografische Entwicklung nicht nur als Last sehen, sondern müssen sie auch als große Chance für Wachstum, Abeitsplätze und den Standort Deutschland sehen", so der Minister. Die Gesundheitsbranche ist bereits heute mit über fünf Millionen Arbeitnehmern und 300 Milliarden Euro Umsatz einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. Ihre Bedeutung dürfte weiter steigen, wenn immer mehr ältere Menschen medizinisch und pflegerisch zu versorgen sind.
Chancen liegen für Deutschland besonders in Europa. Die Vollendung der Wirtschafts- und Währungsunion, die jetzt angegangen wird, dürfte ein großes Wachstumspotenzial in sich tragen. Das war bereits in der Vergangenheit so, wie SPD-Chef Sigmar Gabriel in einer Debatte des Deutschen Bundestages feststellte: "Seit der Währungsunion hat unser Land 575 Milliarden Euro mehr verdient, als wir öffentliche Finanzminittel bereitgestellt haben." Gabriel stellte sogar fest: "Wir sind Nettogewinner der Europäischen Union."
Wirtschaftswachstum von acht Prozent wie in China entspricht nicht mehr den Vorstellungen von Nachhaltigkeit. Doch bei 0,5 bis einem Prozent, wie von den "Fünf Weisen" angenommen, muss es auch nicht bleiben. Allein in der von allen Fraktionen unterstützten Energiewende stecken große Wachstumschancen. Die Kosten für die Energiewende werden auf bis zu 2,3 Billionen Euro geschätzt. Das heißt im Umkehrschluss: Die notwendigen Investitionen führen zu neuen Arbeitsplätzen und zu mehr Wachstum und letztlich zu mehr Steuereinnahmen, die die demografische Last mindern.
Mehr Zuwanderung kann den Schrumpfungsprozess aufhalten beziehungsweise verringern. Viele Migranten wollen jedoch nicht nach Deutschland kommen, weil sie Probleme mit der Sprache haben und lieber in englischsprachige Länder gehen. Die Lösung: Deutschland könne seine Position im Wettbewerb um hochqualifizierte Zuwande rer verbessern, "indem in den bürokratischen Abläufen soweit möglich die Arbeitssprache Englisch zugelassen wird", empfehlen die "Fünf Weisen".
Selbst Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) wundert sich: Bei kurz laufenden Staatsanleihen zahlen Gläubiger dem Schuldner Bund Geld dafür, dass sie ihm Geld leihen können. Früher war das genau andersrum. Darin liegt ein großes Einsparpotenzial für den Staatshaushalt.