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Kurz notiert

18.02.2013
2023-08-30T12:23:53.7200Z
3 Min

Papst Benedikt XVI. hat in der vergangenen Woche überraschend seinen Rücktritt erklärt. Zur Begründung sagte er, ihm fehle die Kraft für die Aufgaben des Amtes. Der 85-Jährige will sein Amt am 28. Februar niederlegen, angetreten hatte er es im April 2005. Im September 2011 hatte der Papst eine Rede vor dem Bundestag gehalten. Die kirchenpolitischen Sprecher der Fraktionen äußerten sich wie folgt zu seinem Rücktritt.

Maria Flachsbarth Der Rücktritt des Heiligen Vaters verdient dankbaren Respekt. Mich beeindruckt sein Schritt aus Demut vor dem Petrusamt angesichts schwindender Kräfte im Alter. Prägend für sein Pontifikat ist der unermüdliche Einsatz für die christlichen Werte und gegen eine Kultur der Beliebigkeit. So hat er auch in seiner beeindruckenden Rede vor dem Bundestag an unser "hörendes Herz" appelliert. Wichtig war seine besondere Zuwendung zu den bedrängten Christen - beispielsweise im Nahen Osten. Oft hat er das Menschenrecht der Religionsfreiheit angemahnt. Dankbar bin ich dem Heiligen Vater dafür, wie unmissverständlich er klar gemacht hat, dass es bei Fällen sexuellen Missbrauchs null Toleranz geben kann. Seine Entschuldigung und die wiederholten Treffen mit Opfern waren mutig und wegweisend.

Kerstin Griese Die Nachricht vom Rücktritt Papst Benedikts XVI. hat mich sehr überrascht. Benedikt XVI. hat diese souveräne Entscheidung wohlüberlegt getroffen und zeigt damit besondere Verantwortung für die katholische Kirche. Ihm gebührt größter Respekt vor seiner Lebensleistung als Wissenschaftler, Geistlicher und Oberhaupt der katholischen Kirche. Mit der Debatte um seine Nachfolge verbinde ich wie viele katholische Christinnen und Christen in Deutschland den Wunsch nach Reformen und nach mehr Alltagsnähe der katholischen Kirche in ihren Entscheidungen. Viele wünschen sich mehr Konsequenz bei der Aufklärung des Missbrauchsskandals, eine größere Akzeptanz verschiedener Lebensformen, eine Stärkung der Frauen in der Kirche und eine neue Öffnung zum ökumenischen Miteinander.

Stefan Ruppert Papst Benedikt XVI. hat unsere Anerkennung und Dank verdient. Er hat die katholische Kirche nahezu acht Jahre geprägt. Sein Pontifikat war durch seine herausragende Leistung als Theologe und Intellektueller bestimmt. Bei allen durchaus bestehenden kirchenpolitischen Unterschieden im Einzelnen ist seine eindrückliche Rede im Bundestag nachhaltig in Erinnerung geblieben. Die Zeit seines Wirkens in wichtigen Funktionen reicht dabei vom Zweiten Vatikanischen Konzil bis zur Auseinandersetzung der Kirche mit der säkularisierten Moderne. Benedikt XVI. folgte dabei bewusst nicht immer dem Zeitgeist.

Raju Sharma, Die Entscheidung von Papst Benedikt XVI., sein Amt aus gesundheitlichen Gründen niederzulegen, war ungewöhnlich, konsequent und souverän. Sein Wirken als Kirchenoberhaupt zu bewerten, ist vor allem Angelegenheit der Katholikinnen und Katholiken selbst. DIE LINKE steht für eine klare Trennung von Staat und Kirche; in diesem Sinne hat meine Fraktion es begrüßt, dass Benedikt XVI. während seines Deutschlandbesuches 2011 in seiner Freiburger Rede eine Entweltlichung der Kirche gefordert und damit neue Perspektiven im Verhältnis von Staat und Kirche eröffnet hat.

Josef Winkler Gerne erinnere ich mich an die Rede von Papst Benedikt XVI. im Deutschen Bundestag, in der er die Rolle der Ökologiebewegung in Deutschland als wichtigen Beitrag zu unserer gesellschaftlichen Entwicklung gewürdigt hat. Sein entschiedenes Eintreten für den Frieden in der Welt, für eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung und seine ständige Mahnung, die Bekämpfung von Armut und Hunger in den Mittelpunkt der politischen Arbeit der Politiker in aller Welt zu stellen, verdient gewürdigt zu werden. Gleichwohl bleibt aus meiner Sicht kritisch anzumerken, dass das Verbot der Empfängnisverhütung und die anhaltende Diskriminierung von Homosexuellen durch die katholische Kirche in seinem Pontifikat leider keine Veränderung erfahren haben.