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Lobbyist der Arbeitsplätze: Michael Fuchs

18.03.2013
2023-08-30T12:23:56.7200Z
3 Min

Off-Shore-Windkraftanlagen in der Nordsee kann Michael Fuchs durchaus Gutes abgewinnen. "Da herrscht genug Wind, so dass sich das Ganze auch rechnet", sagt der CDU-Wirtschaftsexperte. Umso dringender ist aus seiner Sicht der Ausbau des Stromnetzes, denn: "Die Fische brauchen keinen Strom." Der werde vielmehr im Süden der Republik benötigt. In Ludwigshafen bei BASF etwa, wo der Stromverbrauch dem von ganz Dänemark entspricht, wie Fuchs sagt. "Eigentlich müsste man eine Schneise durch ganz Deutschland schlagen, um die Übertragungsmasten für die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungstechnologie aufzustellen", findet der Fraktionsvize und weiß, dass das so einfach nicht geht. Der Bund habe zwar seine Hausaufgaben gemacht und die benötigten gesetzlichen Regelungen auf den Weg gebracht. Doch auf Länderseite gebe es noch Blockaden, sagt Fuchs, der stellvertretendes Mitglied im Wirtschafts- , Verteidigungs- und Petitionsausschuss ist.

Was ihn besonders ärgert: "Gerade jene, die für den Ausstieg aus jeglicher konventioneller Energieerzeugung sind, stehen an der Spitze von Demonstrationen gegen den Leitungsbau." Gemeint - und daran lässt Fuchs keinen Zweifel - sind vor allem die Grünen. Mit denen liegt Fuchs auch in anderen Punkten über Kreuz. Etwa wenn es um die Frage geht, warum denn nun der Strom immer teurer wird. Dem Argument aus dem Lager der Opposition, dies habe mit den erheblichen Ausnahmeregelungen für die Industrie zu tun, kann Fuchs nicht folgen. "Das ist absoluter Quatsch", findet er drastische Worte und verweist darauf, dass selbst bei einer Abschaffung aller Befreiungstatbestände für die Industrie "die EEG-Umlage lediglich um rund einen Cent sinken würde". Eigentlicher Grund für die steigende Kosten seien die viel zu hohen Einspeisevergütungen für die Photovoltaik-Anlagen. Wer Fuchs nun unterstellt, er sei gegen die erneuerbaren Energien, liegt falsch. "Ich bin dafür", macht er deutlich. "Man darf aber auch die physikalischen Grundsätze nicht außer Acht lassen." Sich auf Sonne und Wind zu verlassen, hält er für nicht ratsam. "Die Sonne scheint nur dann, wenn der liebe Gott es will und nicht wenn die Grünen es wollen."

Wer wie Fuchs den Atomausstieg nicht eben begeistert begrüßt, sondern als "gesamtgesellschaftlich gewollt" akzeptiert und sich für Erleichterungen der Wirtschaft beim EEG stark macht, gerät schnell mal in den Verdacht, ein Lobbyvertreter der Industrie zu sein. Michael Fuchs selbst sieht sich jedoch als Lobbyist der Arbeitsplätze in Deutschland. "Ich kämpfe dafür, dass Deutschland ein starkes Industrieland ist", sagt er. Nur wenn es der Wirtschaft gut geht, könnten schließlich auch Arbeitsplätze geschaffen werden, fügt er hinzu.

Mit seinem unternehmerischen Denken erreicht Fuchs selbst in der eigenen Fraktion nicht immer alle. Beispiel EEG. Die Zahl der Photovoltaik-Anlagen wächst angesichts großer Renditen für die Betreiber weiter, "obwohl es keinen Bedarf für sie gibt", sagt er. Der Grund dafür: "Der Preisverfall für die Anlagen ist stärker als die Absenkung der Einspeisevergütung." Darauf habe er schon frühzeitig hingewiesen. Ebenso darauf, dass "Chinesen und Malaien den Photovoltaik-Markt übernehmen und unsere eigenen Firmen Probleme bekommen werden", sagt der 64-Jährige, der sich mit der Wirtschaft in Asien gut auskennt.

1980 gründete er ein Import-Großhandels-Unternehmen zur Einfuhr von Produkten aus Fernost. Anfang 2000 verkaufte er es - auch weil seine beiden Töchter keine Ambitionen verspürten, in das mittelständische Unternehmen einzusteigen. Zwei Jahre blieb er noch im Vorstand, ehe er sich mit den Mehrheitseignern überwarf. Zeitgleich gab es Anfragen, ob er sich nicht in der Politik engagieren wolle. Es war Angela Merkel, die ihm vorschlug, sich für den Bundestag zu bewerben. "Wir brauchen Unternehmer, sagte sie damals", erinnert sich Fuchs, der als Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Einzelhandels schon intensiven Kontakt mit der deutschen Politik hatte. Lange überlegen musste er nicht. Nun ist er seit elf Jahren der Wirtschaftsexperte der Unionsfraktion. Und wenn es nach ihm geht, soll das auch noch weitere vier Jahre so bleiben.