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Kata Kottra
Kurz notiert

Als Sabine Mundle 1989 der Sindelfinger Ortsgruppe der Grünen ihre Hilfe anbot, dachte sie zuerst eher daran, Plakate zu kleben. Doch dann wurde sie gefragt, ob sie nicht lieber kandidieren will. Die damals 29-Jährige wurde aufgestellt und sofort in den sogenannten Ortschaftsrat des Stadtteils Darmsheim gewählt. "Ich war keine gebürtige Darmsheimerin, dazu noch eine Frau und eine Grüne, die damals den Ruf hatten, alles aufmischen zu wollen." Von manchem alteingesessenem Lokalpolitiker sei sie da schon misstrauisch beäugt worden, erzählt sie. Schnell erarbeitete sie sich aber die Wertschätzung der Kollegen. Im Gegensatz zu den ersten grünen Bundestagsabgeordneten in Bonn sei sie zu den Sitzungen allerdings nicht in selbstgestrickten Pullovern, sondern eher klassisch gekleidet erschienen, erzählt die Pädagogin.

Beruflich hatte sich Sabine Mundle zunächst zur Arzthelferin ausbilden lassen, später studierte sie auf Grund- und Hauptschullehramt. Seit mehr als zehn Jahren ist sie selber Rektorin einer Sindelfinger Grundschule. Politisiert wurde die heute 53-Jährige wie viele in ihrer Generation durch den Reaktorunfall von Tschernobyl im Jahr 1986. Über eine Bürgerinitiative lernte sie dann grüne Aktivisten kennen und schloss sich ihnen an. In der Lokalpolitik hat sie sich folgerichtig vor allem mit Bildungs- und Energiethemen beschäftigt, erzählt sie.

Im Sindelfinger Gemeinderat, in den sie einige Jahre später gewählt wurde, hat sie beispielsweise zusammen mit anderen verhindert, dass der Raum für die neue Kleinkindergruppe einer Kita auf das Dach des bestehenden Gebäudes gebaut wurde - "da hätten die Kleinen schließlich jeden Tag endlos Treppen steigen müssen", erklärt sie. Es sind Erfolge, die von Weitem klein erscheinen, für die betroffenen Familien aber sehr wichtig sind.

Stärker als Bundes- oder Landespolitik ist Lokalpolitik vielerorts eine Männerdomäne geblieben. Das merkte Sabine Mundle vor allem im Kreistag des Landkreises Böblingen. "Dort haben die ganzen Bürgermeister ihren Sitz, überwiegend ältere Männer von der CDU oder den Freien Wählern", erzählt sie. Anträge durchzubringen sei dort fast unmöglich gewesen, bei ihren Reden wurde dazwischengerufen. Sie ist stolz darauf, dass sie sich mit der Zeit aber auch dort Respekt und Akzeptanz erarbeitet hat. Was sie allerdings schade findet: Dass besonders junge Mütter und Väter selten den Weg in die Lokalpolitik finden. Überraschend sei das nicht: Die Dreifachbelastung durch Beruf, Familie und politisches Engagement würden eben nur sehr wenige schultern wollen oder können. Sabine Mundle hat selber keine Kinder - sich für ihre Belange einzusetzen, sei aber eine ihrer stärksten Motivationen in der Politik, sagt sie.

Aus Politik und Zeitgeschichte

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