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Kritik am Armutsbericht

10.06.2013
2023-08-30T12:24:00.7200Z
1 Min

Soziales

Das Zustandekommen und der Aufbau des aktuellen Vierten Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung (17/12650) ist nach Ansicht von Experten in Teilen kritikwürdig. Das wurde während einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Arbeit und Soziales am Montagnachmittag deutlich.

Dabei kritisierten die Experten zum einen, dass sich der Armuts- und Reichtumsbericht auf einen sogenannten Lebensphasen-Ansatz konzentriert. "Ein solcher Ansatz macht es schwer, wenn man zu einzelnen benachteiligten Gruppen Informationen finden will", sagte dazu Joß Steinke von der Arbeiterwohlfahrt. Markus Grabka vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ergänzte: "Strukturelle Ursachen geraten bei einem solch individuellen Ansatz aus dem Blick." So würden zum Beispiel die Ursachen der Benachteiligung von Frauen nicht ausreichend gewürdigt. Dies sei aber ein wesentlicher Aspekt, fügte Ingo Kolf vom Deutschen Gewerkschaftsbund an. "Denn der Niedriglohnsektor in Deutschland ist weiblich. Armut ist weiblich", betonte Kolf.

Ein weiterer Kritikpunkt ist aus Sicht der Sachverständigen die Praxis der Einbeziehung von Wissenschaftlern in die Arbeit am Armuts- und Reichtumsbericht. Michael David von der Nationalen Armutskonferenz nannte die Beteiligung der Wissenschaft und von Nichtregierungsorganisationen mangelhaft. Diese hätten im Vorfeld nur sehr wenig Zeit für die Ausarbeitung ihrer Stellungnahmen gehabt. Er plädierte deshalb für eine unabhängige Kommission als Verfassergremium. Dem schloss sich auch Markus Grabka (DIW) an, der die Einbindung der Wissenschaftler ebenfalls als nicht transparent und deshalb "verbesserungswürdig" bezeichnete und sich eine unabhängige Beraterkommission als Option vorstellen konnte.