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Johannes Singhammer (CSU)

28.10.2013
2023-08-30T12:24:06.7200Z
3 Min

Miteinander" lautete der Slogan, mit dem Johannes Singhammer in den zurückliegenden Wahlkampf gezogen war. Mit Erfolg. Singhammer steigerte sein Erststimmenergebnis gegenüber der vorangegangen Bundestagswahl um 6,7 Prozentpunkte und verteidigte seinen zuletzt nur um Haaresbreite eroberten Wahlkreis im Münchener Norden souverän. Wohl auch, weil er dieses "Miteinander" glaubwürdig verkörpert.

Mehrfach wirkte er maßgeblich an fraktionsübergreifenden Initiativen mit. Auf diese Weise fand sich 2009 eine Mehrheit für eine gesetzliche Regelung von Spätabtreibungen, welche "betroffenen Familien wichtige Hilfen anbietet", wie Singhammer betont. Auch 2011 im Kampf gegen die Präimplantations-Diagnostik fand er Verbündete in allen Fraktionen. Dass sich der CSU-Parlamentarier in Fragen der Bioethik und des Lebensschutzes so engagiert, mag auch damit zu tun haben, dass das jüngste seiner sechs Kinder mit Down-Syndrom geboren wurde. Vor allem aber ist es seiner Verankerung im christlichen Glauben geschuldet.

Singhammer wurde 1953 in eine Arbeiterfamilie geboren und wuchs in Giesing auf, einer Vorstadt, über die Bewohner anderer Münchener Viertel damals gern die Nase rümpften. Aufs Gymnasium schickten ihn seine Eltern ins "bessere" Harlaching, wo er die Kinder von Franz Josef Strauß kennenlernte und durch sie auch den Vater, "eine faszinierende Persönlichkeit". Politisch interessiert war er da längst. 1972 wurde er mit 18 Jahren CSU-Mitglied, 1980 Vorsitzender der Jungen Union München. Zugleich engagierte er sich in der Christlich-Sozialen Arbeitnehmerschaft.

Nach dem Abitur 1973 studierte Singhammer in München Jura, wobei er seine Frau kennenlernte, und legte 1981 das Zweite Staatsexamen ab. Er wurde stellvertretender Büroleiter von Oberbürgermeister Erich Kiesl (CSU) und wechselte nach dessen Wahlniederlage ins Ausländeramt der Stadt. Als sein dortiger Chef Peter Gauweiler (CSU) Staatssekretär wurde, nahm er Singhammer mit ins bayerische Innenministerium und später, als Minister, ins Umweltministerium. Die Arbeitsweise von Ministerialverwaltungen kennengelernt zu haben, habe ihm später als Abgeordneter viel genützt, sagt Singhammer.

1994 zog er erstmals für den Münchener Norden in den Bundestag ein. Bei den drei folgenden Wahlen unterlag er seinem SPD-Konkurrenten und kam nur über die Landesliste ins Parlament, 2002 sogar erst als Nachrücker, nachdem Edmund Stoiber als geschlagener Kanzlerkandidat sein Mandat zurückgegeben hatte. 2009 konnte Singhammer den Wahlkreis zurückerobern.

Engagiert für Religionsfreiheit

Im Parlament hatte er sich da längst einen Namen gemacht. Seit 1998 arbeits- und sozialpolitischer Sprecher der CSU-Landesgruppe, wurde er 2005 familienpolitischer Sprecher der Unionsfraktion. Zu dieser Funktion gehörte auch die Frauenpolitik, und so wurde er zur Weltfrauenkonferenz in Kigali, der Hauptstadt Ruandas, entsandt, wo er der einzige männliche Delegierte war. Dabei scheint er sich, wenn man ihn erzählen hört, keineswegs unwohl gefühlt zu haben. Seit 2009 war Singhammer als Fraktionsvize zuständig für Gesundheit sowie Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Er sei stolz, sagt er, dass es in dieser Zeit gelungen sei, "erstmals die gesetzliche Krankenversicherung von einem notleidenden zu einem Überschuss-System zu bringen".

Stark engagiert hat sich der Katholik Singhammer zuletzt zusammen mit seinem protestantischen Fraktionschef Volker Kauder (CDU) und Kollegen auch aus anderen Fraktionen für die weltweite Religionsfreiheit. Besonders die Situation von Christen in der arabischen Welt macht ihm Sorgen. Sie habe sich in jüngster Zeit dramatisch verschlechtert. Anfang 2013 war Singhammer daher mit Kollegen in Kairo, um mit den damals regierenden Muslimbrüdern zu sprechen.

Dieses Engagement will Singhammer fortsetzen und sieht dafür als Vizepräsident des Bundestages sogar noch bessere Möglichkeiten. Vor allem aber versteht er sein neues Amt als Interessenvertretung des Parlaments und der Parlamentarier. Es sei in der Öffentlichkeit nicht immer genügend sichtbar, dass das Parlament die "Herzkammer der Demokratie" sei. Er wolle sich deshalb darum bemühen, die manchmal komplizierten parlamentarischen Entscheidungsprozesse für die Allgemeinheit verständlicher zu machen. Bei seiner neuen Aufgabe dürfte Singhammer eines entgegenkommen: Es geht dabei sehr stark ums Miteinander.