ERSTARRTE FRONT Maschinen bestimmten den Kampf. Den Materialschlachten fielen Millionen Soldaten zum Opfer
Hiram Stevens Maxim war ein bedeutender Erfinder. Der gelernte Instrumentenbauer meldete 271 Patente an, unter anderem auf Verbesserungen der Glühlampe, eine Mausefalle und ein Eisen zum Wellen des Haares. Und 1884 auf ein Gewehr, mit dem man 500 Patronen pro Minute abfeuern konnte. Auch für das rauchlose Schießpulver, das dazu nötig war, hielt er das Patent. Damit wurde der Brite mit…
AUGUST 1914 Mit der Bewilligung der Kriegskredite stimmte der Reichstag der Finanzierung des Krieges ohne Gegenstimmen zu
Am 28. Juni 1914 wurde der österreichische Thronfolger Franz-Ferdinand in Sarajewo von serbischen Attentätern ermordet. Es folgten die hektischen Tage der Julikrise. Das Deutsche Reich bekräftigte gegenüber Österreich-Ungarn seine unbedingte Bündnistreue. Die Österreicher stellten den Serben am 23. Juli ein unannehmbares Ultimatum, dem fünf Tage später eine Kriegserklärung folgte. Am 1. August…
1917 Mit klarer Mehrheit plädierte der Reichstag für einen Verständigungsfrieden. Die Reichsregierung machte sich diese Position jedoch nicht zu eigen
Schon die ersten Abstimmungen im Reichstag über die Kriegskredite waren eine Zerreißprobe für die Fraktion der traditionell pazifistischen SPD gewesen, und die inneren Spannungen wuchsen mit jeder neuen Vorlage. Vor der Reichstagssitzung vom 21. Dezember 1915 hatten bei der internen Abstimmung in der Fraktion nur 66 Abgeordnete für neue Kriegskredite gestimmt und 44 dagegen. Im Reichstag…
OKTOBERREFORM 1918 Der (zu) späte Sieg des deutschen Parlamentarismus
Nur ein schlichter Satz. Gerade einmal zehn Wörter stellten das Verfassungsgefüge Deutschlands auf den Kopf. Denn sie machten aus der konstitutionellen Monarchie des preußisch-deutschen Kaiserreichs einen parlamentarisch regierten Staat. Zehn Wörter, die im Rückblick betrachtet selbstverständlich klingen - und die doch eine Zäsur waren. "Der Reichskanzler bedarf zu seiner Amtsführung des…
NOVEMBER 1918 Die Revolution war das Ende der Monarchie in Deutschland. Noch vor Kriegsende fuhr Wilhelm II. ins Exil
Am 28. Oktober 1918 war das "Gesetz zur Änderung der Reichsverfassung" in Kraft getreten, das Deutschland erstmals ein parlamentarisches Regierungssystem bescherte (siehe Beitrag oben); einen Tag später reiste Kaiser Wilhelm II. von Berlin ins Hauptquartier im belgischen Spa. Fast zeitgleich kam es bei der vor Wilhelmshaven liegenden deutschen Hochseeflotte zu ersten Befehlsverweigerungen -…
VERSAILLER VERTRAG Die Nachkriegsordnung belastete die Weimarer Republik. Ihre Chancen sahen nur wenige
Von links bis rechts sind sich die Abgeordneten einig: "Unannehmbar" sei dieser Friedensvertrag, "entehrend und vernichtend", eine Mischung aus "französischer Rachsucht und englischer Brutalität". Die Vertreter der Weimarer Nationalversammlung hatten sich an diesem 12. Mai 1919 in der Aula der Berliner Universität eingefunden, um ihren Unmut über die Friedensbedingungen kundzugeben. Nur wenige…
DOLCHSTOSS Als die Militärs versagten, schoben sie den Demokraten den Schwarzen Peter zu
Schuld haben bekanntlich immer nur die anderen. Das gilt auch für Militärs, zumal dann, wenn schicksalhafte Katastrophen wie der verlorene Erste Weltkrieg rechtfertigt werden müssen. Im Schlamm der Schützengräben versackt, nach Jahren des Stellungskrieges kampfesmatt, zwischen Feinden eingekeilt, blieb der Obersten Heeresleitung (OHL) unter den Generälen Paul von Hindenburg und Erich…
Michael Epkenhans Der Potsdamer Militärhistoriker widerspricht dem Autor Christopher Clark und sagt, 1914 hätten Wien und Berlin die Weichen auf Krieg gestellt. Der Versuch, Russland nach dem Attentat von Sarajewo zu testen, ging schief
Herr Epkenhans, in Ländern wie Frankreich gibt es schon erhebliche Vorbereitungen zum Kriegsausbruch 1914. In Deutschland tut sich noch wenig. Ist das in Ordnung? Ich wünsche mir, dass auch in Deutschland der Erste Weltkrieg in ähnlicher Weise Beachtung findet wie in den Nachbarländern. Dieser Krieg hat ja Europa und Deutschland in jeder Hinsicht stark verändert und geprägt. Deshalb sollte…
VOLKSBUND Erhalt und Pflege von Kriegsgräbern in vielen Ländern sind ein Eckpfeiler der Versöhnung ehemaliger Gegner. Zehntausende junge Aktivisten wirken an Errichtung und Pflege der letzten Ruhestätten mit
Heute würde man "Bürgerinitiative" sagen oder von ziviligesellschaftlichem Handeln sprechen. Weil die junge Weimarer Republik weder politisch noch wirtschaftlich in der Lage war, sich um die Gräber der Gefallenen des Weltkriegs zu kümmern, fanden sich 1919 Leute aus dem Volk zusammen, um diese Aufgabe zu übernehmen. "Volksbund" nannten sie das damals. In Absprache mit den Regierungen, denen…
Weltordnung Die Idee der "Gemeinschaft freier Völker" nach 1918 scheiterte
Kurz vor seinem Tode sagte Gustav Stresemann, der deutsche Außenminister, Reichskanzler des Krisenjahres 1923 und Friedensnobelpreisträger, einem Freund: "Ich denke, das bleibt nach mir, dass man ohne Gewaltmittel die Macht wiedergewinnen kann, und vielleicht als Wichtigstes: dass man durch Frieden und Verständigung eben solche Siege zu erringen vermag wie durch Schlachten und Krieg."…
Demografie Millionen gefallener Soldaten hinterlassen große Lücken in Wirtschaft und Gesellschaft. Die grausamen Erfahrungen der Kriegsgeneration als Mahnung
Resignation war Stanley Baldwin anzumerken, als er in den 1930-er Jahren auf einer exklusiven Versammlung in Cambridge sprach. Wenn es gelte, Spitzenpositionen in Staat und Gesellschaft adäquat zu besetzen, so der britische Premierminister, spüre man die Lücke, "die von der Million gefallener Männer unseres Landes hinterlassen wurde". Sein Publikum teilte diese Beurteilung. Man müsse sich…
ERINNERUNG Die Nationen pflegen ihr jeweils eigenes Bild vom Ersten Weltkrieg
Russland: Neubewertung des "imperialistischen" Krieges In Russland wie auch zuvor in der Sowjetunion galt der Erste Weltkrieg bisher als imperialistischer Krieg. Er spielte eine äußerst untergeordnete Rolle, überschattet von der Revolution im Herbst 1917 und dem darauf folgenden Bürgerkrieg. "Wir haben bisher unseren damaligen Gegnern die Sichtweise auf den Krieg überlassen", sagte Wadim…
KINO Der Film zeigte bereits früh die Schrecken des Ersten Weltkriegs - und wurde ebensoschnell für die Propaganda instrumentalisiert
Filme über den Ersten Weltkrieg entstehen bereits, bevor dieser überhaupt begonnen hat. Alfred Machins "Verflucht sei der Krieg"(1914) zeigt mit seiner unerhört realistischen Darstellung einen Luftkrieg, den die Zeitgenossen bis dahin noch gar nicht kennen. Und er zeigt, wie aus befreundeten Militärfliegern verschiedener Nationen über Nacht Gegner werden, weil ihre Staatsführungen einen Krieg…
GEDENKEN Die Bundesregierung hält sich beim Thema Weltkriegs-Jubiläum bislang zurück. Immerhin hat Präsident Gauck inzwischen einige Auftritte zur Erinnerung an 1914 festgelegt. In Deutschland gibt es dazu schon etliche Ausstellungen
Schwieriges Terrain" sei das Ganze mit dem Erinnerungsjahr 2014, sagt Stefan Martens, stellvertretender Direktor beim Deutschen Historischen Institut in Paris. Das Institut ist einer der deutschen Partner bei den französischen Vorbereitungen zum Jahrhundert-Gedenken an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Während Frankreich unter staatlicher Regie das Gedenken professionell vorbereitet, tut…