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VOR 55 JAHREN ... : Schielen aufs Präsidentenamt

07.04.2014
2023-08-30T12:26:12.7200Z
1 Min

8. April 1959: Adenauer kandidiert

"Sie werden sehr erstaunt gewesen sein, (…) dass ich mich zur Wahl als Nachfolger unseres verehrten Herrn Bundespräsidenten Heuss gestern zur Verfügung gestellt habe." - "Seit (…) dem Tage, an dem ich mich zur Annahme der Kandidatur bereit erklärte, hat sich die außenpolitische Situation verschlechtert. Ich glaube, (…) es nicht verantworten zu können, meinen jetzigen Posten als Bundeskanzler zu verlassen."

Nur acht Wochen lagen zwischen diesen Aussagen Konrad Adenauers (CDU). Am 8. April 1959 hatte der Kanzler seine Kandidatur als Bundespräsident im Rundfunk bekanntgegeben - und sie am 5. Juni wieder zurückgezogen.

Adenauer wollte nie nur Repräsentant sein. Er wollte auch als Bundespräsident mitregieren. Hinter verschlossenen Türen soll er angekündigt haben, auch als Präsident an Kabinettssitzungen teilnehmen zu wollen, und daran erinnert haben, dass das Grundgesetz dem Bundespräsidenten nicht vorschreibe, wen dieser dem Parlament als Bundeskanzler vorschlagen soll. Ein Hinweis auf Ludwig Erhard (CDU), den Adenauer als seinen Nachfolger verhindern wollte. Adenauer hatte seine Möglichkeiten als Bundespräsident allerdings überschätzt. Die Bundesrepublik hatte sich längst zu einer Kanzlerdemokratie entwickelt, nicht zu einer Präsidialrepublik. Bis Adenauer seinen Fehler erkannt hatte, dauerte es eben jene acht Wochen. Schließlich wurde Heinrich Lübke Bundespräsident, Adenauer blieb noch bis 1963 Kanzler. Sein Nachfolger wurde Ludwig Erhard.