ESSAY Helmut Lethen hinterfragt "Bilder und ihre Wirklichkeit"
Eine hochsommerliche Flusslandschaft, eine Frau watet zum Ufer. "Eine bukolische Situation, ein Malersujet", schreibt Helmut Lethen in seinem Essay "Der Schatten des Fotografen", der einer gar nicht mal neuen, aber sehr aktuellen Frage nachgeht: Wie viel Wirklichkeit steckt in den Bildern, wie sehr dürfen wir ihrer dokumentarische Beweiskraft trauen? Im Falle der Sommeridylle, die auch auf dem…
Steuerhinterziehung Das Geld ist weiter auf der Flucht. In Asien lockt Singapur mit niedrigen Steuern
Steuern sparen geht ganz einfach: Mit den richtigen Beratern dienen sie plötzlich "nicht mehr der Renovierung von Schulen, sondern dem Innenausbau von 300-Fuß-Yachten, nicht mehr der Pflege Kranker, sondern der Preisexplosion am Kunstmarkt". Dies schreibt Achim Doerfer, ein promovierter Rechtsphilosoph und Inhaber einer auf Steuerrecht spezialisierten Anwaltskanzlei in dem Buch "Die…
ROMAN "Iman" erzählt, was Menschen dazu bewegen kann, übers Meer nach Europa zu fliehen
Toumani und Alissa sind gerade sechs Jahre alt, als ihre Eltern sie irgendwo in Afrika für ein paar Euro an Kinderhändler verkaufen. Alissa dient einer weißen Familie, bis sie flieht, weil sie nicht länger Sklavin sein will. Toumani wird von seinem Herrn beinahe zu Tode geprügelt. Den sterbenden Jungen schmeißt er in einen Kanalschacht, überlässt ihn den Ratten. Er verliert ein Bein, aber…
Die Erfahrung lehrt: Wenn Journalisten Bücher schreiben, korrespondiert die dabei erreichte literarische Qualität nicht zwangsläufig mit den ausgewiesenen Fähigkeiten der angestammten Profession. Auf den ersten, flüchtigen Leseeindruck ist das auch bei Alfred Hackensbergers Werk "Letzte Tage in Beirut" so, das selbstbewusst als Thriller firmiert. Der Autor, Nordafrika-Korrespondent…
Wir schreiben das Jahr 2011. Die arabische Welt ist in Aufruhr: In Ägypten, vor allem auf dem Tahrir-Platz in Kairo, gibt es Massenproteste, die zum Rücktritt des langjährigen Staatspräsidenten Muhammad Husni Mubarak führen, in Libyen tobt ein Bürgerkrieg, Staatschef Muammar al-Gaddafi wird erschossen und der tunesische Machthaber Zine el-Abidine Ben Ali flieht ins Ausland. Auch in der Welt…
BIOGRAFIE Dirk Kaesler hat das faszinierende Leben des vor 150 Jahren geborenen Max Weber breit durchleuchtet
An Superlativen über Max Weber hat es nie gemangelt. Der Philosoph Karl Jaspers titulierte den ihm vertrauten Denker 1932 als "größten Deutschen unseres Zeitalters" und "Galilei der Geisteswissenschaften". Zweifellos gilt der Nationalökonom und Mitbegründer der Soziologie, der am 21. April 1864 vor 150 Jahren in Erfurt geboren wurde, bis heute als einer der wirkungsmächtigsten Geistesgrößen…
BIOGRAFIE Marianne Birthlers lesenswerter Rückblick auf DDR und Einheit
Sie wolle "einfach erzählen", schreibt Marianne Birthler am Anfang ihrer Erinnerungen "Halbes Land. Ganzes Land. Ganzes Leben.", als sie von ihren - nicht untypischen - Zweifeln an ihrem Vorhaben berichtet, eine "politische Biographie" zu schreiben. Tatsächlich liest sich das ihren Enkelkindern gewidmete Buch so, als würde ihnen die Großmutter erzählen, was sie erlebt hat in der vor fast 25…
ALLTAG IM KRIEG Wie Briten und Deutsche die Last des Ersten Weltkrieges tragen
Richard van Emden ist nicht nur ein bekannter britischer Historiker, Journalist und Experte für den Ersten Weltkrieg. Er ist auch der Enkel einer Deutschen, die in den 1930er-Jahren nach Großbritannien zog und dort bis zu ihrem Tod blieb. Für das neueste Werk des Autors ist diese biografische Komponente nicht unbedeutend, auch wenn er sie am Ende lediglich mit einem Foto der besagten…
GESCHICHTE Grenzen im Wandel der Zeit
Grenzen trennen und verbinden gleichermaßen. Sie sind fließend und doch fest. Sie geben Bewegungsspielräume vor und grenzen ihn gleichzeitig ein. Sie sind eine feste Konstante der menschlichen Geschichte, deren Funktionen sich in tausenden von Jahren nicht geändert haben. Deshalb widmet der Politikwissenschaftler Wilfried von Bredow ihnen sein Buch "Grenzen. Eine Geschichte des Zusammenlebens…
GESCHICHTE Aufzeichnungen über den Umbruch in Osteuropa
Von Neugier getrieben, den Osten Europas zu erkunden, ist die Amerikanerin Marci Shore zu langen Reisen aufgebrochen und hat Erlebnisse mitgebracht, die mehr sind als die Grundlage für ihre Geschichtswissenschaft. In ihren Aufzeichnungen mit dem Titel "Der Geschmack von Asche" kommt Shore zu der Erkenntnis, dass es nicht reicht, eine Mauer zu brechen, einen kommunistischen Staatenblock…