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RASSISMUS : Ein dramatisches Leben

Ein Deutscher aus Mosambik blickt zurück

22.12.2014
2023-08-30T12:26:26.7200Z
2 Min

„Leben wie die Götter“ – bei Ibraimo Alberto geht es dabei nicht um Zeus & Co, sondern um Menschen wie Antonio Ferreira, „dem weißen Gott, dem Mann, dem wir alle gehörten“. So war das jedenfalls in den 1960er Jahren in Charonga, wo der kleine Ibraimo aufwächst, „weit draußen im Dschungel“ Mosambiks. Das Land im Südosten Afrikas war noch portugiesische Kolonie, Charonga „Teil einer portugiesischen Sklavenfarm“ und Ferreira der Mann, „der über unser Leben und über unseren Tod verfügte“. Als der schwarze Junge erstmals dessen Haus betritt, wird ihm schwindlig angesichts der „Pracht“ – Tische, Stühle, Schränke –, hat er doch bisher „fast nur Strohhütten gesehen, in denen es so gut wie nichts gab“.

Massaker Er sollte noch weit mehr zu sehen bekommen, im Guten wie im Bösen. Das Kind erbettelt sich die Erlaubnis, als einziges seines Stammes zur Schule zu gehen, 18 Kilometer hin, 18 Kilometer zurück. Als er von der Dschungelschule in die Stadt wechselt, entkommt er nur knapp weißen „Fängern“, die schwarze Kinder entführen und als Arbeitskraft verkaufen; später, nach der Unabhängigkeit des nun vom Bürgerkrieg zerrissenen Landes, überlebt er 1977 als einer von acht ein Massaker, das Weiße an seiner Schule verüben.

1981 kommt Alberto als Vertragsarbeiter in die DDR, wo er in Ost-Berlin als Fleischer arbeitet und in einem Boxverein Karriere macht, aber auch erleben muss, dass ein Freund aus Mosambik „eines der ersten Mordopfer Rechtsradikaler in der DDR“ wird. Die Liebe zieht ihn 1990 nach Schwedt, er gründet eine Familie, lässt sich einbürgern, boxt in der Bundesliga, wird Ausländerbeauftragter der Stadt, „der erste schwarze Ausländerbeauftragte der Bundesrepublik“. Von Ministern als „Botschafter für Demokratie und Toleranz“ geehrt, muss er sich ständigen Drohungen, Schmähungen und Angriffen von Neonazis erwehren, eine Belastung, an der schließlich seine Ehe zerbricht und die ihn 2011 nach Karlsruhe wechseln lässt.

Ibraimo Alberto und sein Co-Autor Daniel Bachmann erzählen diese erstaunliche Lebensgeschichte unprätentiös und doch packend, mal bedrückend, mal belustigt, ob es nun um den Alltag im afrikanischen Dschungel geht oder um den alltäglichen Rassismus, den Alberto hier – auch – erlebt hat. Das Buch ist nicht nur angesichts der aktuellen Flüchtlingsdebatten zu empfehlen, berichtet es doch unausgesprochen auch von der Würde eines jeden Menschen, die „unantastbar“ und gleichwohl so oft bedroht ist.