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EDITORIAL
Jörg Biallas
Höchste Zeit


Die Bundeswehr soll attraktiver werden. Dagegen wird niemand, der den Stellenwert von nationaler und internationaler Sicherheit begriffen hat, etwas einzuwenden haben. In den vergangenen Jahren gab es in der deutschen Armee zwar viele, aber viel zu wenige wirklich effektive Reformen.

Höchste Zeit also, das Soldatenleben modernen Standards anzupassen. Wer will, dass die Armee im Vergleich zu anderen Berufsgruppen auf Augenhöhe als Arbeitgeber anerkannt wird, muss soziale Bedingungen ebenso wie Karriereaussichten aufwerten.

Es wird nicht einfach werden, das Image der Bundeswehr nachhaltig zu verbessern. Zu lange dominierte das Bild von einer bürokratisch schwerfälligen, unflexibel agierenden und zudem nicht hinreichend einsatzfähigen Truppe die öffentliche Wahrnehmung. Nicht immer aus Willkür oder Unkenntnis. Denn leider gab es über die Jahre auch regelmäßig Nachrichten, die genau dieses Bild bestätigt haben.

Wer ehrlich resümiert, wird dennoch zugeben, dass die Bundeswehr trotz dieser mitunter schwierigen Umstände selbstbewusst darauf verweisen kann, die an sie herangetragenen Aufgaben souverän erfüllt zu haben. Das gilt zuvorderst für die zahlreichen Auslandseinsätze, in denen Soldatinnen wie Soldaten Leib und Leben für ein von der Politik als wichtig, mithin als durchsetzbar definiertes Mandat riskieren.

Gewiss, diese Pflichterfüllung ergibt sich aus der Logik des Prinzips von Befehl und Gehorsam. Es ist aber keineswegs selbstverständlich, dass sich Staatsbürger freiwillig diesem Prinzip unterwerfen und sich damit weitgehend bedingungslos in den Dienst der Allgemeinheit stellen.

Wenn jetzt darüber nachgedacht wird, für Frauen und Männer den Dienst in der Bundeswehr angenehmer und zukunftssicherer zu gestalten, ist das nur recht und billig. Und obendrein notwendig, will die Armee im Wettstreit um qualifizierte Kräfte auf dem Arbeitsmarkt nicht dauerhaft das Nachsehen haben und somit zwangsläufig an Leistungsfähigkeit verlieren.

Es sollte gelingen, mit diesen Maßnahmen aktive Soldaten wie zukünftige Rekruten zu motivieren, ihren Dienst engagiert und gewissenhaft zu versehen. Profitieren würden wir davon letztlich alle.

Aus Politik und Zeitgeschichte

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