Die Gewalt der islamistischen Terrororganisation Boko Haram hat in Nigeria und den Nachbarländern deutlich zugenommen. Seit 2009 seien 13.000 Todesopfer zu beklagen, davon allein im vergangenen Jahr 7.700, sagte ein Vertreter des Auswärtigen Amtes vergangene Woche im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe. Es komme regelmäßig zu Massakern, Entführungen, Zwangsverheiratungen und Menschenhandel – Menschenrechtsverletzungen würden jedoch auch dem nigerianischen Militär vorgeworfen. Die Zahl der Flüchtlinge belaufe sich auf 1,5 Millionen – neben dem größten Teil der Binnenflüchtlinge hätten mehr als 150.000 Menschen Zuflucht im benachbarten Niger, 36.000 in Kamerun und 11.000 im Tschad gesucht. Die Unfähigkeit des nigerianischen Militärs, Boko Haram in den Griff zu bekommen, ziehe inzwischen auch die Nachbarländer in Mitleidenschaft, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes.
Dass Boko Haram mittlerweile drei nördliche Bundesstaaten Nigerias kontrolliere, sei „Ergebnis einer jahrzehnlangen Vernachlässigung einer Region“ und eines „massiven Governance-Problems“ der nigerianischen Zentralregierung. Zwar setze man in der Hauptstadt Abuja inzwischen neben militärischen Operationen auf den Ansatz eines „soft approach“, also eine langfristige Aufbauarbeit gegen den Terror. Im Augenblick jedoch liege die Aufmerksamkeit der Regierung auf den bevorstehenden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen Mitte Februar.
Bei ihrem Gipfeltreffen sprach sich die Afrikanische Union vergangenen Freitag für die Einsetzung einer Eingreiftruppe von 7.500 Soldaten gegen Boko Haram aus.