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Aufgekehrt
Claus Peter Kosfeld
Aufgekehrt

Als die Erde still stand

Früher haben wir ja gedacht, der Weltuntergang kommt so mit Krawumm, von oben, Bombe, Meteorit, irgendwas Hartes, Großes, Fieses. Na ja, das war unter uns ehemaligen Offlinern. Mittlerweile sind wir ja alle glücklich verkabelt und haben soweit alles im Griff: Handy immer dabei, 30 Grad Nackensteife, kurz mal für ein paar Stunden Mails checken, bisschen spielen, Whatsapp... was wollt ich noch gleich sagen?

Ach ja, Weltuntergang. Das war neulich, Dreiviertelstunde nur, aber eine echte Grenzerfahrung. „Facebook und Insta-gram in vielen Weltregionen zeitweise nicht erreichbar.“ WELTREGIONEN! Saublödes Gefühl im Magen, echte Krise sozusagen.

So ein Weltregionen-Weltuntergang hinterlässt ja Spuren. Was macht SPD-Chef Siggi Gabriel, wenn er auf Facebook nicht mehr aktuell darlegen kann, warum er zur Pegida-Sprechstunde hin ist oder der Edathy nicht mehr seine Unschuld in die Weltregionen befördert? Überhaupt, ein Leben ohne Facebook ist doch wie Bundestag ohne Plenarsaal.

Ist aber auch quasi eine ganz neue Erfahrung, wenn das Kabel mal ab ist. Mutmaßte einer gleich via Twitter, das noch funktionierte: „Viele Schüler sehen jetzt zum ersten mal hoch und stellen fest, wie ihre Lehrer tatsächlich aussehen.“ Ja gut, wer will schon so genau wissen, wie Lehrer aussehen. Aber krass, ein anderer, quasi klare Kante im Büro: „Hab mich gerade schon gewundert, warum die Kollegin arbeitet, bis ich gemerkt habe, dass Facebook nicht geht.“ Das ist fies, oder? Jetzt Erleichterung, weil, wie die FAZ schreibt, der Ausfall bringt nur Gutes: Mehr Produktivität und steigende Geburtenraten. Durchatmen, Leute! 

Aus Politik und Zeitgeschichte

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