Piwik Webtracking Image

Aufgekehrt : Die neue Sternenkunde

30.11.2015
2023-08-30T12:28:13.7200Z
2 Min

Die Kunde von den Sternen ist eine der ältesten Wissenschaften der Menschheit. Schon die alten Griechen machten die Nächte durch, um sich am Sternenzelt zu ergötzen. Dem Blick in die Tiefen des Alls haftete stets etwas Existenzialistisches an. Wie klein und unbedeutend erscheinen plötzlich irdische Sorgen, wenn mensch sich vergegenwärtigt, wie klein und unbedeutend die Erde ist? Doch auch das revolutionäre Potenzial der Sternenkunde ist nicht zu unterschätzen. Glaube Sie nicht? Na dann fragen Sie mal Galileo Galilei. Der kann Ihnen ein Lied davon singen ("Ein Stern, um den sich die Erde dreht", Inquisition Records, 1633).

Auch die Grünen schicken sich an, mit ihrem Beschluss vom jüngsten Parteitag die Astronomie zu revolutionieren. Wo bisher Teleskope bemüht werden mussten, reicht nun ein neugieriger Blick am Körper herab: Was habe ich da? Was will ich damit? Wie fühle ich mich überhaupt? Wer will oder muss ich also sein? So lauten die erkenntnisleitenden Fragen der Gender-*-Kunde der Grünen-Parteigänger*innen. Mit dem Sternchen wollen die Grünen markieren, dass es mehr (soziale) Geschlechteridentitäten gibt als das quasi schon spießige Mann- und Frau-Sein. Wie einst bei Galileo ruft das für sich gesehen harmlose * natürlich die Inquisition auf den Plan. Schon als die "taz" einst mit dem Binnen-I die vielfach bewiesene Existenz von Frauen sprachlich darstellen wollte, sorgten sich meist männliche KulturkritikerInnen um die Verschandelung des Schriftbilds der Sprache von Goethe und Schiller. Einsicht braucht Zeit. Auch die Katholische Kirche rehabilitiere Galileo schließlich: 350 Jahre nach seinem Tod, im Jahr 1992. Sören Christian Reimer