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Aschot Manutscharjan
Kurz rezensiert

Der weit verbreiteten Endzeitstimmung hat der renommierte Ökonom Thomas Straubhaar den Kampf angesagt. Seine frohe Botschaft lautet: Die Nation der Tüftler und Bastler ist nicht dem Untergang geweiht, so wie die meist einseitigen und negativen Bewertungen des demografischen Wandels suggerieren. In seinem gut geschriebenen und argumentativ überzeugenden Essay entlarvt der an der Universität Hamburg tätige Wissenschaftler die zahlreichen Mythen über die Folgen des Bevölkerungsrückgangs in Deutschland.

Straubhaar empfiehlt, die Zuwanderung von Flüchtlingen nicht ausschließlich negativ und vor allem nicht als Bedrohung zu bewerten, sondern insgesamt optimistischer auf die Neuankömmlinge zu blicken. Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch nicht, dass er die mit der Migration einhergehenden Probleme und Kosten herunterspielen würde. Gleichwohl verzichtet er bewusst darauf, die Alterung der Gesellschaft und mögliche Wohlstandsverluste zu reduzieren.

Der harten Fakten ist sich Straubhaar bewusst: Brachten vor 50 Jahren 100 hierzulande lebende Frauen durchschnittlich noch über 250 Jungen und Mädchen zur Welt, sind es heute durchschnittlich nur noch 140 Kinder, deutlich zu wenige, um die Bevölkerungszahl stabil zu halten. Allerdings kommen zahlreiche jüngere Frauen aus den politischen und wirtschaftlichen Krisenregionen nach Deutschland. "Das kann den von vielen als unumkehrbar beurteilten Schrumpfungsprozess der Bevölkerungsgröße dann doch bremsen, verzögern und auf sehr lange Frist vielleicht sogar stoppen", betont der Autor. Den Mythos, dass sich die Zuwanderung steuern ließe, widerlege die gegenwärtige Flüchtlingswelle.

Straubhaar empfiehlt, das Potenzial der alternden Gesellschaft stärker zu nutzen und die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Ältere ihr Wissen so lange wie möglich ins Berufsleben einbringen können. Er ist überzeugt: Deutschland ist besser für die Zukunft gerüstet, als von vielen Pessimisten befürchtet.

Aus Politik und Zeitgeschichte

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