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VW-Ausschuss : Deutschland ist nicht Amerika

Experten fordern bessere Abgasgesetzgebung

26.09.2016
2023-08-30T12:30:07.7200Z
2 Min

Die Vorstellung, das Umweltbundesamt (UBA) könnte Volkswagen wie die US-Umweltbehörde EPA zur Rechenschaft ziehen, fand Lars Mönch dann doch absurd. "Aussichtslos, keine Chance", sagte der UBA-Fachgebietsleiter Lars Mönch als Zeuge im Abgas-Untersuchungsausschuss des Bundestages. Die US-Kollegen hatten die Manipulation von Diesel-Motoren zwar nicht aufgedeckt, aber den VW-Konzern zum Geständnis gebracht.

Zu den Experten gehörte auch Felix Domke. Ihm war es gelungen, die Schummelsoftware von VW zu entschlüsseln. Der TÜV Nord hatte keine Hinweise auf Betrügereien. "Manipulation haben wir damals nicht vermutet. Ich war überrascht und schockiert", sagte Schmidt. Im UBA hatte man zumindest Vermutungen, dass mit vielen Abgaswerten etwas nicht stimmen kann. "Es hat manchmal in den Fingern gejuckt", erklärte Mönch. Es habe aber an belastbaren Analysen gefehlt. Dabei waren UBA und TÜV Nord an Felduntersuchungen beteiligt, die über den allgemein als unzureichend bezeichneten NEFZ-Test hinausgehen. Dabei werden mehrere baugleiche Autos drei verschiedenen Testzyklen unterzogen.

Bei Auffälligkeiten müssen die Hersteller Stellung nehmen. Auch wenn UBA und TÜV an der Plausibilität der Aussagen zweifelten, es fehlte ihnen letztlich an Sanktionsmöglichkeiten. Einen Fortschritt erhoffen sich viele von den RDE-Tests (Real Driving Emissions), die ab 2017 in der EU für die Typzulassung gelten sollen. Der NEFZ spiegelt die realen Straßenbedingungen kaum wider. Der RDE-Testzyklus erfasse 80 bis 90 Prozent der Fahrsituationen und sei ein "entscheidender Fortschritt", sagte Mönch. Einen "Riesenschritt" nannte auch Andreas Mayer, Prüfexperte aus der Schweiz die RDE-Tests.

Peter Mock vom International Council on Clean Transportation (ICCT) forderte für in Ausnahmefällen erlaubte Abschalteinrichtungen eine Beweislastumkehr. Wie in den USA müssten Hersteller solche Software anmelden sowie darlegen, wie sie funktionieren und warum sie notwendig sind. Die ICCT hatte die VW-Affäre in den USA ins Rollen gebracht.

Der Geschäftsführer der FSD Fahrzeugsystemdaten GmbH in Dresden, Jürgen Bönninger, plädierte dafür, dass die Hersteller gegenüber den Genehmigungsbehörden die Motorsoftware offenlegen. Mayer forderte jährliche Abgasuntersuchungen. Auch müsse der Staat die Konformität von Fahrzeugen über deren Laufzeit immer wieder nachweisen. Dass Manipulationen wie bei VW möglich sind, nannte Mayer ein "Verbrechen" und eine "Schande für die Zunft".