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Ortstermin: Abgeordnete treffen das THW : Den Helfern über die Schulter geschaut

04.10.2016
2023-08-30T12:30:08.7200Z
2 Min

"Die Politik bedeutet ein starkes langsames Bohren von harten Brettern", schrieb einst der Soziologe Max Weber. Die Metapher soll die Beharrlichkeit zum Ausdruck bringen, die man als Politiker benötigt. Manchmal gehört das Bohren harter Bretter aber auch im wörtlichen Sinn zur Politik. Bei der Veranstaltung "MdB trifft THW", die vergangene Woche unter Schirmherrschaft von Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) stattfand, griffen gleich einige Abgeordnete zum Akkuschrauber. Unter Anleitung von Ehrenamtlichen des Technischen Hilfswerks (THW) aus Dippoldiswalde zimmerten sie ein Holzhaus.

Die Abgeordneten konnten sich aber nicht nur im Holzbau üben. An zehn Stationen informierten THW-Mitarbeiter über ihre Aufgaben. Rund 430 teilnehmende Abgeordnete erfuhren etwa, wie ein mobiler Wasserpegel funktioniert und wo der Unterschied zwischen einem Mastwurf-Knoten und einem Ankerstich liegt.

Brückenbau, Wasserversorgung, Notunterkünfte - die 1950 gegründete Bundesanstalt springt überall dort ein, wo technische Hilfeleistungen benötigt werden. "Ich möchte mich stellvertretend für alle Mitglieder des Deutschen Bundestags für die Arbeit bedanken, die Sie leisten", sagte Lammert zu den THW-Mitarbeitern aus ganz Deutschland. Die rund 80.000 Ehrenamtlichen der Organisation leisteten ein "dauerhaftes und bemerkenswertes Engagement", führte er bei der gemeinsamen Begrüßung mit Stephan Mayer, CSU-Abgeordneter und Präsident der THW-Bundesvereinigung, aus.

Zum Einsatz kam das THW auch bei der Flüchtlingskrise des vergangenen Jahres. "Wir kümmern uns vielfältig um das Thema Flüchtlinge", sagte THW-Präsident Albrecht Broemme. Dabei gehe es auch um die Integration der Geflüchteten in das THW. Wie das in der Praxis aussieht, macht der Ortsverband Sarstedt aus Niedersachsen vor. 2015 haben dort 15 Flüchtlinge aus Syrien und dem Sudan die Grundausbildung zum THW-Helfer begonnen. "Die Teilnehmer sind sehr engagiert und nehmen das Projekt sehr an", erzählt Philip Ziemek (40). Joscha Gerbig (28) vom Ortsverband Rüsselsheim präsentierte das mobile Labor der Fachgruppe Trinkwasserversorgung. "Damit können wir innerhalb von ein bis zwei Stunden ermitteln, welche Rohwasserquelle am geeignetsten für die Trinkwasseraufbereitung ist", erklärte der Chemielaborant, der sich seit 2010 beim THW engagiert.

Auch im Ausland ist das THW aktiv. Für den Geschäftsführer des THW Oldenburg, Rolf Bartsch (62), zählen diese Einsätze zu den schlimmsten und zugleich den beeindruckendsten Momenten. "Gleich nach dem Tsunami war ich bei einem Einsatz in Indonesien. Wenn man mit der Hilfe beginnen kann und die Menschen erreicht, ist das eine der schönsten Erfahrungen", erzählt er.

Vielleicht benötigt der Bundestag die Hilfe des THW im kommenden Jahr selbst, stellte der Bundestagspräsident augenzwinkernd in den Raum. Ohne Wahlrechtsreform, dem harten Brett, an dem Lammert schon einige Zeit bohrt, könnten im Bundestag dann mehr als 700 Abgeordnete sitzen. 300 bis 400 Räume würden in diesem Fall fehlen. "Ich verlasse mich dann auf bewährte Unterstützung", sagte Lammert in Richtung THW. Eva Bräth