Das Marketing für "Drogen" könnte kaum lauter sein. Auf dem Cover leuchten Namen wie Noam Chomsky, Naomi Klein und Glenn Greenwald. Ihre einhellige Botschaft: Greift zu! Lohnende Lektüre! Chomsky meint gar: "Phantastisch!" Aber was genau will uns einer der größten Intellektuellen unserer Zeit damit sagen? Lobt er die Recherche des britischen Journalisten oder seinen Appell, Drogen zu legalisieren?
Fast 100 Jahre nach dem Beginn des Drogenkrieges war Hari auf einem "seiner unbedeutenderen Schlachtfelder" angekommen: Eine Verwandte stürzte wegen ihres Kokainkonsums in eine Krise, ein Ex-Freund wechselte von Heroin zur Crackpfeife. Mit diesen persönlichen Eindrücken beginnt Hari, der mit Artikeln in der "New York Times" und im "Guardian" bekannt wurde, seine Recherchen im Drogenmilieu. In Form von Reportagen schildert der Journalist die Konsequenzen, die das Verbot des freien Drogenkonsums in den 1930er Jahren in den USA nach sich zog. Insbesondere legt er dar, wie diese Entscheidung der Drogenmafia in die Hände spielte. Dabei vergleicht er die Anti-Drogen-Politik mit der Prohibition, die letztlich scheiterte und aufgegeben wurde.
Wie ein roter Faden durchzieht Haris Buch die These, dass die Politik des lückenlosen Verbots eines freien Drogenkonsums nicht durchzusetzen ist und deshalb fehlschlagen muss. Deshalb sollte die Politik aufhören, die Süchtigen zu verfolgen und sie stattdessen in die Gesellschaften zu integrieren.
Dem "Krieg gegen die Drogen" in Deutschland, der "Heimat des Rausches", widmet Hari ein eigenes Kapitel. Darin sprechen sich der Journalist Mathias Bröckers, der Münsteraner Polizeipräsident Hubert Wimber sowie der Bundestagsabgeordnete und frühere Thüringer Polizeibeamte Frank Tempel (Linke) für die Legalisierung der Drogen aus; denn nur so könne der Staat zumindest die "Kontrolle über das Produkt" erlangen. Insgesamt kommt Deutschland bei Hari gut weg: Als erstes Land der Welt, das mit Fixerstuben Süchtige vor einer Überdosis und HIV bewahrt habe.
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