Carsharing boomt. Insbesondere in den Metropolen Deutschlands verzichten immer mehr Menschen auf ein eigenes Auto. Sie nutzen den Öffentlichen Personennahverkehr - und eben Carsharing-Angebote. Das Prinzip dahinter: Statt sein Auto 95 Prozent der Zeit ungenutzt auf der Straße stehen zu lassen und zuzusehen, wie es an Wert verliert, "teilen" sich die Kunden der Carsharing-Anbieter deren Autos.
Anfang 2017 waren nach Angaben des Bundesverbandes Carsharing 1,71 Millionen Teilnehmer bei den etwa 150 deutschen Carsharing-Anbietern registriert. Bei stationsbasierten Angeboten - mit festgelegten Abstellplätzen - waren 455.000 Teilnehmer angemeldet. Noch mehr Zuspruch mit 1,26 Millionen Nutzern finden stationsunabhängige, "free-floating" Angebote, bei denen die Fahrzeuge in einem festgelegten Bereich innerhalb der Städte überall abgestellt werden können. "In innenstadtnahen Wohngebieten ersetzt ein Carsharing-Fahrzeug heute bis zu 20 private Pkw", sagt Willi Loose, Geschäftsführer des Bundesverbandes Carsharing, und lobt die "verkehrs- und umweltpolitische Bedeutung des Carsharing-Wachstums".
Auch der Politik ist diese Entwicklung nicht verborgen geblieben. Ende März dieses Jahres wurde das Carsharinggesetz verabschiedet. Damit haben die zuständigen Behörden der Länder die Möglichkeit, Bevorrechtigungen für Carsharingfahrzeuge und Carsharinganbieter einzuführen.
Ob nun die Smarts vom Anbieter Car2Go oder die Minis von DriveNow - in München, Hamburg oder Berlin sind die gut erkennbaren Free-Floater aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Hauptstadt des Carsharings ist aber nach Angaben des Bundesverbandes Karlsruhe (knapp 300.000 Einwohner) mit 2,71 Carsharingfahrzeugen pro 1.000 Einwohner. Das Prinzip des geteilten Autos funktioniert also nicht nur in Millionenstädten.
Aber auch auf dem Land? Für die großen Anbieter ist das eher uninteressant - zu wenig Nutzer, zu hohe Kosten. In einigen Gemeinden tut sich aber dennoch etwas. Stichwort: Dorfauto. Zumeist auf ehrenamtlicher Basis organisiert werden dort Pkw geteilt. Dazu braucht es dann auch keine komplizierte App fürs Handy, die angesichts der bescheidenen Netzabdeckung auf dem Land ohnehin nicht zuverlässig funktionieren würde. Stattdessen gibt es Schlüsseltresore an den Stellplätzen - das funktioniert auch.
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