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entwicklung : Vom Helfer zum Täter

Nach Missbrauchs-Skandal sichert Oxfam umfassende Aufklärung zu

19.03.2018
2023-08-30T12:34:25.7200Z
2 Min

Die Vorwürfe wiegen schwer: Vor wenigen Wochen enthüllten Presserecherchen, dass Mitarbeiter des britischen Hilfswerks Oxfam 2011 während eines Einsatzes nach dem Erdbeben in Haiti Partys mit Prostituierten veranstaltet hatten. Im Südsudan und dem Tschad soll es Fälle von versuchten und tatsächlichen Vergewaltigungen gegeben haben, minderjährige Freiwillige sollen in Oxfam-Läden in Großbritannien sexuell belästigt worden sein. Ein Gau für die weltweit in der Nothilfe und dem Katastrophenschutz tätige Organisation, die sich überwiegend aus öffentlichen Geldern finanziert - Hautptgeber ist neben der EU und den Vereinten Nationen das Vereinigte Königreich.

Oxfam-Vizechefin Penny Lawrence trat nach Bekanntwerden des Skandals im Februar zurück, die Organisation entließ vier der beschuldigten Mitarbeiter. Andere kamen ihrer Entlassung durch Kündigung zuvor. Großbritannien strich seine Unterstützung für das laufende Jahr.

Bei Oxfam ist man um Schadensbegrenzung bemüht - konsequente Aufarbeitung und Prävention ist die Devise, wie auch die Geschäftsführerin von Oxfam Deutschland, Marion Lieser, in der vergangenen Woche im Entwicklungssausschuss versicherte. Es würde eine unabhängige Untersuchungskommission bestehend aus führenden Frauenrechtsexpertinnen gebildet, die Organisationskultur und -prozesse bei Oxfam genau unter die Lupe nehmen und verbindliche Empfehlungen zum Schutz vor Belästigung, Ausbeutung und sexuellem Missbrauch erarbeiten solle. "Die Vorgänge sind beschämend, inakzeptabel und unentschuldbar", betonte Lieser. Ihr zufolge habe Oxfam bereits 2011 damit begonnen, die Vorfälle intern zu untersuchen. Zudem seien Verfahren entwickelt worden, um sexuelles Fehlverhalten künftig besser aufdecken und unterbinden zu können.

Auch der Geschäftsführer der deutschen Sektion von "Ärzte ohne Grenzen", Florian Westphal, sicherte im Ausschuss zu, die bestehenden Beschwerdemechanismen weiter verbessern zu wollen. Jeder Fall von Missbrauch oder Diskriminierung sei "einer zuviel". Bei "Ärzte ohne Grenzen" werde versucht, derartigem Fehlverhalten schon bei der Ausbildung und Einweisung von Mitarbeitern sowie durch anonyme und vertrauliche Möglickeiten der Beschwerde entgegenzuwirken. Wichtig sei der Schutz von Opfern und Hinweisgebern. Die Abgeordneten wiesen darauf hin, dass auch andere Organisationen von der Problematik betroffen seien. Sie warfen außerdem die Frage auf, ob es ähnliche Vorfälle nicht auch bei Durchführungsorganisationen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit geben könne.