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UMWELT : Sorge vor multiresistenten Keimen

19.03.2018
2023-08-30T12:34:26.7200Z
2 Min

Nach dem Fund multiresistenter Keime in niedersächsischen Gewässern fordern die Grünen ein verstärktes Engagement der Bundesregierung. Handlungsbedarf sieht die Fraktion etwa beim Antibiotikaeinsatz in der Landwirtschaft sowie bei der Produktion und der Entsorgung von Medikamenten. Einen entsprechenden Antrag (19/1159) diskutierte der Bundestag am Donnerstag in erster Lesung und überwies ihn in die Ausschüsse.

Bettina Hoffmann wies darauf hin, dass jährlich weltweit über 700.000 Menschen an Infektionen durch multiresistente Keime sterben würden. Wenn solche Keime nun - darauf weisen Recherchen des NDR hin - auch in "Badegewässern, an unseren Bächen und Flüssen gefunden werden, dann ist das keine abstrakte Gefahr mehr", mahnte Hoffmann. Die Grünen fordern unter anderem, in der Landwirtschaft weniger Antibiotika und keine sogenannten Reserveantibiotika wie Colistin einzusetzen. So soll die Weitergabe der Antibiotika-Resistenzen zwischen Bakterien verringert werden.

Dass die Gefahr durch multiresistente Keime nicht nur abstrakt ist, hatte auch die Bundesregierung jüngst bestätigt. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich diese Keime etwa auf Badende übertragen, gerade wenn diese eine akute Immunschwäche haben, antwortete das Bundesumweltministerium den Grünen auf eine Kleine Anfrage (19/815, 19/1125). Auch die Redner der anderen Fraktionen teilten grundsätzlich die Sorgen der Grünen. Aus Reihen der Union, SPD, AfD und FDP wurde aber betont, erst weiter zu forschen und dann zu handeln.

Astrid Damerow (CDU) sagte, dass die Bundesregierung sich des Problems ohnehin schon längst angenommen habe. Der Antibiotikaeinsatz in der Landwirtschaft sei seit 2011 um mehr als 50 Prozent zurückgegangen. Damerow mahnte, Forschungsergebnisse abzuwarten, bevor über ein - von den Grünen gefordertes - umfängliches Boden- und Gewässermonitoring geredet werden könne. Lukas Köhler (FDP) warf den Grünen vor, "Ängste zu schüren".

Für die AfD-Fraktion kritisierte Heiko Wildberg die Forderung der Grünen nach einer zusätzlichen Klärstufe. Dies würde die Kosten der Abwasserbehandlung "dramatisch erhöhen" und dürfe erst in Erwägung gezogen werden, wenn die Notwendigkeit nachgewiesen sei.

Michael Thews (SPD) verwies auf noch zahlreiche offene Fragen, etwa wie gefährliche diese Keime überhaupt sind. Thews zeigte sich grundsätzlich offen für weitere Klärstufen. Die Finanzierung müssten aber die Verursacher, die Pharmahersteller, übernehmen.

Ralph Lenkert (Die Linke) unterstützte die Forderung der Grünen. Zudem forderte er , die Pharmaindustrie in die Pflicht zu nehmen, die Rücknahme von alten Medikamenten zu organisieren und zu finanzieren. scr