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Menschenrechte : Essen als Rekrutierungswaffe

23.04.2018
2023-08-30T12:34:27.7200Z
2 Min

Der Leiter des Welternährungsprogramms (WFP), David Beasley, hat vergangene Woche im Menschenrechtsausschuss vor neuen Migrationswellen nach Europa und einer Zunahme des weltweiten Extremismus infolge von Hungersnöten gewarnt. Nach der weitgehend erfolgreichen Bekämpfung der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in Syrien und dem Irak hätten sich deren Kämpfer in die stark vom Hunger betroffene afrikanische Sahelregion zurückgezogen, wo sie Lebensmittel als "Rekrutierungswaffe" nutzten. Väter, deren Kinder vom Hungertod bedroht seien, sähen sich gezwungen, der Terrormiliz beizutreten, weil sie dafür Essen bekämen. Mit Blick auf diese Entwicklung sei das Welternährungsprogramm "die erste Verteidigungslinie bei der Bekämpfung des Extremismus", schlussfolgerte Beasley. Wenn es nicht gelinge, Lebensmittelsicherheit in der Region mit ihren rund 500 Millionen Einwohnern zu gewährleisten, könnten die Folgen auch Europa destabilisieren.

Beasley verwies darauf, dass die Zahl der Hungernden jahrelang rückläufig gewesen sei, nun aber wieder steige. Als Ursache dafür nannte der WFP-Direktor "menschengemachte Konflikte" etwa in Syrien und dem Irak und den Klimawandel. "Wenn beides zusammenkommt, bedeutet das für die Menschen eine Katastrophe", sagte er. Eindringlich forderte Beasley die Staatengemeinschaft auf, die Finanzierung des Welternährungsprogramms sicherzustellen. "Die große Mehrheit der Menschen will ihre Heimat nicht verlassen." Es koste viel weniger, sie in ihren Heimatländern zu versorgen und so von der Flucht abzuhalten, als ihnen später im Ausland zu helfen. In Syrien könne das WFP einen Menschen schon für für 50 Cent am Tag humanitär versorgen. In vielen EU-Staaten seien es 50 Euro.

Das im Dezember 1961 gegründete WFP ist die größte humanitäre Organisation der Vereinten Nationen im Kampf gegen den weltweiten Hunger. Nach Angaben von Beasley unterstützt es derzeit 90 Millionen Menschen. Deutschland ist zweitgrößter Geber nach den USA - ein Engagement, für das Beasley der Bundesregierung ausdrücklich dankte.

Vertreter von Union und SPD vertraten die Ansicht, dass die Unterfinanzierung des WFP 2015 mitursächlich für die Flüchtlingskrise gewesen sei und die Staatengemeinschaft Syrien damals im Stich gelassen habe. Die AfD zeigte sich besorgt angesichts der Aussage Beasleys, dass Migrationsströme von Extremisten infiltriert werden könnten. Die Linke kritisierte, dass zu viel Geld für Militärausgaben aufgewendet würde, aber zu wenig für die Hungersbekämpfung. Auf die Lage im Südsudan, wo eine neue, schwere Hungersnot droht, wiesen besonders Bündnis 90/Die Grünen hin. Ein FDP-Vertreter sprach sich insgesamt für eine Stärkung der UN-Institutionen aus. joh