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Aschot Manutscharjan
Kurz REZENSIERT

"Das zeigt, wie smart ich bin", brüstete sich Donald Trump im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016. Vor der versammelten Fernsehnation freute er sich des Umstands, keine Bundeseinkommensteuer zu zahlen. Gleichzeitig brach er mit einer seit den 1970er Jahren etablierten Tradition und weigerte sich, seine Steuererklärung offenzulegen.

Den Ökonomen Saez und Zucman von der University of California dient Trumps Geständnis nur als anekdotischer Beleg für das ungerechte US-Steuersystem. Während die Einkommen der Reichsten immer neue Höchststände erklommen und sie die Früchte der Globalisierung ernteten, wurden ihre Steuersätze reduziert. Die Arbeiter machten die gegenteilige Erfahrung: Ihre Einkommen stagnierten, ihre Arbeitsbedingungen verschlechterten sich, ihre Schuldenlast wuchs und die Steuern stiegen.

In ihrem überzeugenden und auch für Laien gut verständlichen Buch weisen Saez und Zucman nach, dass das Steuersystem seit den 1980er-Jahren die Vermögenden reicher machte und diejenigen ärmer, die von ihren Arbeitseinkommen leben müssen. Ausdrücklich warnen die beiden Ökonomen die Europäer vor diesem Weg. Sie weisen darauf hin, dass es sich bei der Einkommens- und Vermögenskonzentration um ein globales Phänomen handelt, das die EU durch Steuerkonkurrenz keinesfalls weiter befördern sollte. Als Ausweg schlagen sie eine gemeinsame Steuerpolitik vor.

Neben Empfehlungen für mehr Steuergerechtigkeit präsentieren die Autoren auch programmatische Thesen: Danach führt die Existenz von Steueroasen dazu, dass führende Wirtschafts- und Industrienationen wie die USA, Deutschland oder Frankreich Gefahr laufen, zu den größten Verlierern des Steuerwettbewerbs zu werden. Zudem sollten die Vermögenden nicht vergessen, dass die Infrastruktur aus Steuern finanziert werde. Zu deren Erhalt müssten sie einen gerechten Anteil beitragen.

Aus Politik und Zeitgeschichte

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