Es war kein Ausrutscher, als Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) im Herbst 2001 vor seiner China-Reise ausrief, er habe es satt, Peking mit einer Liste politischer Gefangener zu belästigen. Viele Politiker setzen auf eine engere Zusammenarbeit mit China, schließlich haben für das Exportland Deutschland wirtschaftliche Interessen und damit Millionen Arbeitsplätze Vorrang. Umgekehrt investiert China große Summen in das Projekt, "dem Westen dabei zu helfen, China besser zu verstehen", versichern die China-Experten Clive Hamilton und Mareike Ohlberg. Tatsächlich gehe es der Kommunistischen Partei (KP) aber nur darum, die "internationale Ordnung zu verändern und die Welt nach ihrer Vorstellung zu gestalten".
Der Australier und die Deutsche haben zweifellos eines der besten politischen Bücher des Jahres geschrieben. Gleichwohl klingt die Warnung der Autoren vor Chinas globalen Ansprüchen zunächst alarmistisch. Ihre Kritik erinnert an die Klagen über den Niedergang der westlichen Demokratien im Allgemeinen und des parlamentarischen politischen Systems im Besonderen. So grassierte schon während des Kalten Krieges die Furcht vor der "Kommunistischen Internationale" und "dem langen Arm des Kremls". Versuche, die liberalen Demokratien zu unterwandern, blieben jedoch erfolglos.
Peking verfolgt einen geschickteren Ansatz als die Sowjetunion: Die KP suche nach willigen Verbündeten in der deutschen Innenpolitik, Kritiker bringe China zum Schweigen und unterwandere erfolgreich westliche Institutionen. Insbesondere auf Unwissenheit führen die Autoren zurück, dass es den westlichen Gesellschaften so schwer falle, einen der gefährlichsten Feinde der universellen Menschenrechte richtig einzuschätzen. Ihr perfekt recherchiertes Buch gewährt lesenswerte Einsichten in die chinesische Innen-, Wirtschafts- und Außenpolitik - und die Praktiken der chinesischen Geheimdienste.
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