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EDITORIAL : Einsicht im Advent

14.12.2020
2023-08-30T12:38:27.7200Z
2 Min

Bei der Aufstellung von öffentlichen Haushalten wird auf Tausend Euro gerundet - die letzten drei Zahlen bei sämtlichen Einnahmen und Ausgaben werden also weggelassen. Das erhöht den Überblick, denn mit und sieben- bis neunstelligen Zahlenreihen rechnet es sich einfacher als mit zehn oder gar zwölfstelligen. Die Zahlen, die in den abschließenden Beratungen zum Bundeshaushalt 2021 in der vergangenen Woche kursierten, fielen etwas kleiner aus, entfalteten aber eine umso größere Wucht: Trotz der Corona-Beschränkungen dieses Herbstes bleibt die Zahl der Covid-19-Neuinfektionen in Deutschland bedrückend hoch. In der vergangenen Wochenmitte lag sie bei etwa 20.000 gemeldeten Fällen und neuen 590 Todesfällen innerhalb von 24 Stunden.

Spätestens seitdem Wissenschaftler der Leopoldina Anfang Dezember Alarm geschlagen haben, setzt sich die schmerzliche Einsicht durch, dass das Jahr so enden könnte, wie es begonnen hat: Mit geschlossenen Schulen, Geschäften und dem Arbeiten zu Hause. Ein Blick auf jene Berufe, bei denen das nicht so einfach möglich ist, kann zeigen, dass es hier nicht um Panikmache geht. Nicht nur Medizinerinnen und Mediziner, Pfleger und Pflegerinnen sind systemrelevant. Auch für das Personal von Verkehrsbetrieben, Supermärkten und Apotheken, für die Belegschaften in Kraft- und Wasserwerken, bei Feuerwehren und Müllentsorgern gibt es nämlich kein Home-Office, jedenfalls nicht durchgängig und für alle Beschäftigten. Ein Szenario, in dem ganze Belegschaften nach Hause geschickt werden müssten, weil in ihrem Betrieb das Corona-Virus umgeht, möchte sich niemand ausmalen.

Eine halbe Billion Euro nimmt der Bund für das kommende Jahr in die Hand. Und er nimmt neue Schulden in Höhe von 180 Milliarden Euro in Kauf. Das sind große Belastungen, die noch abzutragen sind, wenn Corona längst Geschichte ist. Es geht um Schutzausstattung, Impfstrategien, um Zuschüsse für die Krankenhäuser und die Bundesagentur für Arbeit sowie um Überbrückungshilfen für jene, die wirtschaftlich unter den Beschränkungen leiden. Wenn es gelingt, die Infektionszahlen wieder auf ein niedriges Niveau zu bringen, wäre das die beste Gewähr, dass nicht all diese auf Pump besorgten Mittel auch ausgegeben werden müssen.