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Editorial : Alle Bürger mitnehmen

Die neue Bundesregierung muss beweisen, dass die Energiewende ohne Wohlstandsverlust gelingen kann. Übergangsfristen sollten dabei kein Tabu sein.

15.11.2021
2023-11-15T09:33:47.3600Z
2 Min

Die Gespräche zur Bildung einer neuen Bundesregierung fallen zusammen mit der Uno-Klimakonferenz in Glasgow. Hier wie dort wird darum gerungen, wie der Abschied vom fossilen Zeitalter gelingen kann. Parallel zu der Debatte steigen die Energiepreise seit Monaten an, nicht wenige fürchten einen kalten Winter mit Menschen, die in ihren kalten Wohnungen sitzen, weil sie die Kosten für die Brennstoffe nicht mehr zahlen können. Das Wort von der Energiekrise macht die Runde, der Blick führt zurück in die 1970er Jahre, als die Autos stillstanden und die Wirtschaft einknickte, Jahre der Stagnation folgten. Wer diese Zeiten miterlebt hat oder die Bilder von damals kennt, macht sich Gedanken, ob die Energiewende ohne Wohlstandsverlust gelingen kann. Die Skeptiker sehen in der Energiewende ein Projekt von Großstadt-Eliten, die keine Windräder vor ihren Fenstern haben, mit dem Fahrrad und einem gut ausgebauten ÖPNV alle Ziele schnell erreichen und dank verschiedener Car-Sharing-Dienste auch nicht komplett auf das Autofahren verzichten müssen.

Bundesregierung steht vor Herkulesaufgabe

Die Energiewende muss angegangen werden und die Politik muss die Rahmenbedingungen setzen, muss zu Beschlüssen wie zum Beispiel dem Kohleausstieg 2038 stehen und soziale Härten abfedern, so dass sich alle Bürger mitgenommen fühlen und den eingeschlagenen Weg akzeptieren. Zudem muss die Debatte über die Energiewende ehrlicher als bisher geführt werden. Übergangsfristen für die Nutzung von Erdgas und auch das Thema Atomenergie (Stichwort neue Technik) sollten kein Tabu sein, sondern diskutiert werden.

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Den Verantwortlichen muss es gelingen, dass Deutschland tatsächlich jene Pionierrolle bei der Energiewende übernehmen kann, die von den Befürwortern immer ins Feld geführt wird: Dass Deutschland mit dem Einsatz neuer Technologien überzeugt und andere Länder dem Beispiel folgen. Wenn nun einige Klimapolitiker über die hohen Preise für fossile Brennstoffe in Applaus ausbrechen, dann argumentieren sie damit, genau dieser Anstieg sei ja eben die Absicht der CO2-Bepreisung. Steigen die Energiepreise weiter an und gelingt es der Politik nicht, alle Bevölkerungsgruppen im Blick zu behalten, könnte es im schlimmsten Fall zu einem Blackout der Gesellschaft kommen.